Theatergastspiele Kempf GmbH
Die Räuber
Schauspiel von Friedrich Schiller

2. Tournee:
Premiere in Schwalbach am Taunus
22. Januar bis 1. März 2011
 
1. Tournee:
Premiere in Wolfsburg
21. Januar bis 20. März 2010
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Räuber stürmen Saalbau

Wer hat schon gerne Räuber im Haus? Schillers Feder entschlüpft, macht man da gerne eine Ausnahme.
Als Zwischenrufer aus dem Auditorium machten sie sich bemerkbar und stürmten die Bühne. In die Rolle des Hauptmanns Karl von Moor schlüpfte Julian Weigend, der Tags zuvor noch im Fernsehtatort zu sehen war. Neu und frei interpretierend hatte sich Christoph Brück an das Frühwerk Schillers gewagt.
 
Die Studentenzeit Karls, bei Schiller ein über seine Verhältnisse lebender Adelsspross, verlegte Brück kurzerhand in aufbegehrende Zeiten der 1848er Revolten und ließ den Ruf nach Freiheit und Demokratie laut werden. Aus den flüchtenden Revoluzzern werden jene Räuber, die Karl zum Hauptmann küren.
 
Hochspannung erzielte das Ensemble mit seiner darstellerischen Leistung. Eine schwere Kost fürwahr, und dennoch fesselnd: Die großartigen Spielleistungen fanden volle Anerkennung.
 
Von Martin Schreckenschläger - Ruhr Nachrichten, 2.2.2011
 
   
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Tod oder Freiheit mit Campino

Das Tourneetheater Kempf begeistert mit Schillers „Räuber" auf der Saalbau-Bühne
Schillers Werk „Die Räuber" brach mit allen zeitgenössischen Konventionen bei der Mannheimer Uraufführung im Jahr 1782. Die Inszenierung des Tourneetheaters Kempf zeigt, wie mit einem alten Klassiker auch heute noch für Überraschungen gesorgt werden kann.
 
Das Bühnenbild besteht aus einer leicht schrägen weißen Rampe. Durch den sparsamen Einsatz von Requisiten werden die unterschiedlichen Handlungsorte verdeutlicht. Ein Ast und ein Fels oder ein thronartiger Holzstuhl - mehr bedarf es nicht, um ganze Wälder und Schlösser zu symbolisieren. Die Inszenierung rückt umso mehr die Figuren-Konstellation in Schillers Familiendrama in den Mittelpunkt.
 
Der alte Graf von Moor (gespielt von Hans H. Steinberg) ist Vater zweier Söhne, des Erstgeborenen Karl (Julian Weigend), der in Leipzig studiert, und seines jüngeren Bruders Franz (Julius Bornmann). Getrieben von Neid und Habgier fälscht Franz die Briefe des älteren Bruders, damit dieser sein Erbe verliere. Im Glauben, vom Vater verstoßen worden zu sein, schließt Karl sich daraufhin einer Räuberbande an, während sein tyrannischer Bruder Franz den Familiensitz regiert und Karls Verlobte Amalia (Maya Forster) für sich gewinnen will.
 
Auf diesem Handlungsstrang basierend, gelingt Regisseur Christoph Brück eine zeitlose Modernisierung des Stücks. Schillers Dialoge sind gekürzt und auf das Eingängigste heruntergebrochen.
 
Neben Bühnenbild und Textvorlage unterlag auch die Besetzung und Rollenverteilung einigen Änderungen. So sticht insbesondere die weibliche Besetzung der Räuber-Rolle „Schweizer" markant heraus (großartig gespielt von Anna Kaminski). Mit Lederstiefeln und verwegener Mähne wird sie zum Sinnbild eines modernen emanzipatorischen Frauenbildes. Mit der Räuberbande im Chor schreiend, schwört sie „Freiheit oder Tod", während unterdessen Schlagzeug-Beats die drohende Gewalt symbolisieren. Ein weiterer Kunstgriff in der Umsetzung des Tourneetheaters ist der Wegfall von Schillers Totenlied im dritten Akt, an dessen Stelle Maya Forster als Amalia zum Lied "Auflösen" ein Duett mit der Stimme des Toten Hosen-Sängers Campino singt.
 
Durch diese vielfältigen Überraschungseffekte gelingt dem Ensemble eine äußerst gelungene Inszenierung, die ihren Fokus auf die zeitlose Bedeutung des Stücks legt und die nicht zuletzt für die beeindruckende Darstellung des Bruderpaares durch Julius Bornmann und TV-Star Julian Wiegand zu Recht viel Applaus im Saalbau bekam.
 
Von Anna Ernst - Westfälische Rundschau, 2.2.2011
 
   
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Zeitlosigkeit des "Sturm und Drang" raffiniert in Szene gesetzt

Schillers "Räuber" zwischen Klassik und Moderne / Gute Regieeinfälle
RHEINE. Als Friedrich Schiller im Jahre 1782 sein Erstlingsdrama "Die Räuber" auf der Bühne des Mannheimer Nationaltheaters inkognito erlebte, hatte der Theaterdirektor und Regisseur Dalberg die Handlung "entschärfen" wollen, indem er sie in das Mittelalter verlegte. Und doch löste die Uraufführung einen Theaterskandal aus, zu deutlich waren der Sturm auf den Despotismus und der Drang nach Freiheit als dramatische Botschaft erkennbar.
 
Und dass die Zeit die vor 230 Jahren geforderten Freiheiten immer noch nicht eingelöst hat, das machte die Aufführung durch die Theaterspiele Kempf am letzten Dienstag sichtbar. Schillers Sprache wurde in eine moderne Fassung gebracht, der Räuberjargon mit seiner Sprache der Gewalt und Vulgarität wurde deutlich, wirkungsvoll abgesetzt gegen die stilistisch gekünstelte Sprache im gräflichen Vaterhaus der zwei verfeindeten Brüder. Beibehalten wurden auch die Handlungszüge, die durch dynamisches Drängen und ständiges Vorwärtstreiben die Ungeduld sowohl der Räuberbande als auch der intriganten Umtriebe zeigten, und das auf einer vorwärts zulaufenden, den Niedergang symbolisierenden schiefen Bühne (Claudia Weinhart ).
 
Julius Bornmann spielte die pomadige "Kanaille" Franz von Moor intrigant und verlogen, hinterhältig und egoistisch. Den Vater Maximilian (Hans Steinberg) bringt er von seinem einstigen Lieblingssohn Karl ab und schickt ihn dann in den Tod; an Amalia (Maya Forster) prallt sein Liebeswerben ab, er kommt mit seinen Lästerungen und Verleumdungen an die gefühlssichere Braut seines Bruders nicht heran, symbolisiert durch ihren Körperschleier als Schutz gegenüber seinen aufdringlichen Annäherungen.
 
Auf der anderen Seite steht und kämpft Karl, der verlorene Sohn, der aus "Wiedervergeltung" zum Räuber wird. Julian Weigend konnte den inneren Konflikt zwischen privater Rache und dem Kampf um das Recht der Unterdrückten herausspielen. Das wurde wichtig, denn damit ist der Treuebruch gegenüber der Räuberbande Achim Grauer, Anna Kaminski, Sven Hussock und Aaron-Frederic Defant begründet, und dieses herauszuarbeiten war auch das Anliegen der Regie.
 
Schiller lässt den Vater, der allzu leichtgläubig beiden Söhnen nicht gerecht werden kann, und den falschen Bruder Franz den Tod finden. Die adlige Amalia stirbt aus Verzweiflung durch die Hand ihres Geliebten, ihr Mörder Karl übergibt sich der Gerichtsbarkeit, die er vorher als absolutistisch bekämpft hat. Damit schrieb Schiller kein moralisches, sondern ein theatralisches Ende, wahrscheinlich als Zugeständnis an seine Landesobrigkeit.
 
Es bleibt dieser Widerspruch, der durch die Literaturkritiken der Zeit gegangen ist, und Schiller selbst muss ihn bemerkt haben, denn er wollte einen neuen Schluss schreiben, "in dem alle Immoralität in die erhabenste Moral sich auflöse" (Brief vom 24. 08. 1784). Für diesen Schluss, den Schiller nie geschrieben hat, hat der Regisseur Christoph Brück bei dieser Aufführung einen dramaturgischen Vorschlag gemacht: Er lässt den Räuberhauptmann Karl durch seinen Kumpanen Razman erschießen. Damit ist die "irdische Gerechtigkeit" erreicht, es gibt keinen "Eintrag in das Schuldbuch des Himmels" (Karl Moor), der Trost auf das jenseitige Reich bleibt nur den Liebenden.
 
Von Ingmar Winter - Münsterländische Volkszeitung, 27.1.2011
 
   
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Schauspielgenuss pur

Lüdinghausen - Mit einem Juwel deutscher Literatur ging Lüdinghausens Kulturwinter wie ein Paukenschlag zu Ende: "Die Räuber" von Friedrich Schiller waren absoluter Höhepunkt mit einer hochkarätigen Besetzung: Julian Weigend, Julius Bornmann und Wolfgang Grindemann. Regie führte Christoph Brück und brachte Schauspielgenuss pur. Das unverschnörkelte Bühnenbild von Claudia Weinhart, eine weiße schiefe Ebene mit wenigen Accessoires, gibt der Räuberbande Raum. Am Ende aber ist die Bühne eine Stätte des Schreckens: Franz hat seinem Leben mit einem Dolch ein Ende bereitet, die geliebte Amalie wird auf ihren Wunsch hin von Karl erdrosselt.
 
Der Pistolenknall ist noch nicht verklungen, der Hauptmann, mit Genickschuss getötet von Razmann (Aaron-Frederik Defant), sinkt zu Boden, das Licht geht aus, das Stück ist zu Ende. Das Publikum ist wahrlich ergriffen von diesem schrecklichen Ende, so dass der Applaus erst mit Verzögerung losbricht, dafür aber heftig ausfällt und lange andauert.
 
Eine kleine Freiheit nimmt sich Regisseur Brück für den Anfang: Ein überheblicher Professor im Hörsaal zitiert langatmig aus Schillers Antrittsrede in Jena. Studenten im Zuschauerraum machen ihrem Unmut durch Zwischenrufe Luft und stürmen schließlich die Bühne. Sie entfernen den gedemütigten Professor und schließen einen "Bund, den die Verzweiflung gestiftet hat", indem sie zu den Schillerschen Räubern werden. Dabei wird das grausame Schicksal der beiden ungleichen Brüder Franz und Karl Moor in den Mittelpunkt der gelungenen Inszenierung gestellt, wobei die mächtige Energie von Schillers Sprache unter die Haut geht und den gesamten Raum erfüllt.
 
Atemloser Drang und feuriger Sturm, erzeugt vom mörderischen Bruderkonflikt im Hause Moor, wird mit hoher Qualität des stark besetzten Ensembles mitreißend präsentiert, wobei die Darsteller vom begeisterten Publikum durch häufigen Szenenbeifall immer wieder angefeuert werden.
 
Auf höchstem Niveau spielen Julian Weigend (Karl) und Julius Bornmann (Franz). Franz ist ein intrigantes Ungeheuer, ein Satan, ein "schleichender, abscheulicher Bösewicht", wie sein Bruder - zu spät - erkennt. Weigend verkörpert glaubhaft den tugendhaften und sensiblen, aber auch kraftvollen Räuberhauptmann, der zwischen Liebe und Treueschwüren hin- und hergerissen wird, was am Ende darauf hinausläuft, dass er beim vergeblichen Versuch, das Richtige zu tun, alles zerstört: seine große Liebe, seinen verehrten Vater und sich selbst.
 
Schillers Drama über den Leidensweg der beiden ungleichen Brüder lebt von der hervorragenden Sprechkunst der Schauspieler in den geschliffenen Dialogen und der intensiven Körpersprache. Wie die beiden Hauptdarsteller sind auch die übrigen Rollen eindrucksvoll und homogen besetzt. Mime Wolfgang Grindemann stellt dabei sogar zwei Figuren dar: scheinbar einfältiger Diener und verschlagener Pater. Hans H. Steinberg ist würdiger Maximilian von Moor, Erika Ceh überzeugt als leidenschaftliche, widerborstige Amalia, Achim Grauer verkörpert den hundsgemeinen Spiegelberg.
 
Den begeisterten Zuschauern wurden Glanzstunden der Schauspielkunst beschert.
 
Von Werner Zempelin - Borkener Zeitung, 17.3.2010
 
   
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Zeitlosigkeit raffiniert in Szene gesetzt
Schillers "Räuber" gestatten auch heute noch Blick in Abgründe

Lennestadt-Meggen. Was wir am Sonntagabend in Meggen sahen, war eine pointiert durchdachte, brillante Inszenierung von Christoph. Brück, perfekt in Szene gesetzt vom bestens aufgelegten Ensemble der Theatergastspiele Kempf.
 
Dass der Epochensprung über Jahrhunderte - auch auf der Bühne - gelang, zeugt von der Aktualität des Stoffs. Wo dereinst Ethos, Glauben und Prinzipien maßgebend waren, dominiert heute Frust und Fun und (vermeintliche) Werteabstinenz; Einigkeit herrscht hingegen in Sachen Enthusiasmus, Ungestüm, Radikalität, Begeisterung und Verzweiflung. Gefühle, die von den Akteuren wahrhaft meisterlich auf die Bühne gezaubert wurden.
 
Julian Weigend als der gute und doch so böse Karl: emphatisch, nuanciert, mitreißend. Julius Bornmann als sein wirklich böser Bruder, der alle Hinterlist, Falschheit, Brutalität und Heimtücke seiner Rolle regelrecht genießerisch ziseliert. Das tragische Ende: Beide zerbrechen an sich, der Moral, der Gesellschaft und der individuellen Diskrepanz dazu.
 
Kein Wort zu viel. Gestik und Stimmgewalt dezidiert eingesetzt. Die Kulissen minimalistisch, gleichzeitig raffiniert konstruiert. Große Schauspielkunst bei Erika Ceh (Amalia), Hans H. Steinberg (Maximilian Moor) und Wolfgang Grindemann (Hermann / Pater), furios-böse die Räuberbande Achim Grauer, Anna Kaminski, Sven Hussock und Aaron-Frederik Defant. Minutenlanger rhythmischer Beifall belohnte einen der Höhepunkte der Theatersaison.
 
bw - Westfälische Rundschau, 2.3.2010
 
   
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Schauspieler agierten mit viel emotionaler Kraft
Behutsam reduzierte und modernisierte Fassung beeindruckte das Lingener Theaterpublikum

LINGEN, Das Publikum im Lingener Theater, darunter viele Jugendliche, erlebte eine mitreißende, emotional aufwühlende Aufführung des Schiller'schen Dramas "Die Räuber" in der Inszenierung der Theatergastspiele Kempf, die den zeitlosen Charakter des Klassikers demonstriert.
 
Regisseur Christoph Brück hat eine behutsam reduzierte und modernisierte Fassung der "Räuber" auf die Bühne gebracht, die dem Original folgt, gleichzeitig den Gegenwartsbezug herstellt. Da hämmern harte Rhythmen, da singt Campino und die Figuren sind moderne Menschen durch und durch. Brück verzichtet auf lange Dialoge und Monologe zugunsten einer aggressiven Dynamik, die der Triebkraft des Dramas und der wütenden Rastlosigkeit seiner Figuren genauso gerecht wird wie den Bedürfnissen und Sehgewohnheiten heutiger Zuschauer.
 
Zwei ungleiche Brüder kämpfen um die Liebe. des Vaters und rebellieren gleichzeitig gegen seine Macht. Karls Aufbegehren geht weiter und wendet sich gegen die erstarrte, korrupte Gesellschaft. Als Räuberhauptmann muss er aber auch seine eigenen Ideale verraten. Sein Bruder Franz, das ungeliebte Kind, verschafft sich den Zugang zu Geld und Macht mit List und Skrupellosigkeit.
 
Am Ende bleiben alle auf der Strecke, auch die Liebe kann nichts bewirken. es siegt die Gewalt, Leichen markieren den Weg, den die Protagonisten eingeschlagen haben. Die weiße, schräge Holzrampe mit Fallgruben steht für die "schiefe Bahn", auf die die Brüder geraten sind. Dem Regisseur steht ein Ensemble zur Seite, das die Inszenierung emotional vorantreibt. Die Schauspieler agieren mit so viel emotionaler Kraft, dass den Zuschauern die Luft wegbleibt, allen voran Julian Weigend in der Rolle des tragischen Idealisten Karl. Julius Bornmann als Franz beweist, dass ein mieser Charakter dem Menschen nicht anzusehen sein muss. Überzeugend spielt Erika Ceh die zwischen den Brüdern stehende Amalia. Wolfgang Grindemann brilliert in den Rollen Hermann, Pater und Professor und Achim Grauer, Anna Kaminski, Sven Hussock sowie Aaron-Frederik Defant sind grandiose Räuber.
 
Von Elisabeth Tondera - Lingener Tagespost, 26.2.2010
 
   
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Klassiker in neuem Gewand
Die Theatergastspiele Kempf begeisterten im Stadttheater mit Schillers Sturm und Drang-Drama "Die Räuber"

LIPPSTADT. Tumultartige Zustände im Theater, Chaos im Zuschauerraum. Folgen der Uraufführung des Schauspiels "Die Räuber" von Friedrich Schiller vor fast 230 Jahren in Mannheim. Zum großen Ausnahmezustand kam es zwar im Lippstädter Stadttheater nicht, doch frenetischer Applaus und Bravo-Rufe zeugten von der Begeisterung, die die intensive Umsetzung des Klassikers durch das Ensemble der Theatergastspiele Kempf (Regie: Christoph Brück) in der Hansestadt hervorrief.
 
In dem genial durchdachten, perfekt einfach gehaltenen Bühnenbild von Claudia Weinhart bilden die Protagonisten die Brücke zwischen Klassik und Moderne. Auf einer vorwärts zulaufenden, den kommenden Niedergang symbolisierenden schiefen Holzebene mit eingelassener Falltür wird gestürmt und gedrängt, dass es dem Publikum mehr als einmal den Atem verschlägt.
 
Textstraffung und moderne Kostüme nehmen dem Jugendwerk des zwanzigjährigen Schiller nichts von seiner eindringlichen Tiefe, sondern verstärken die Dynamik und vermitteln erschreckende Aktualität. Zwei ungleiche Brüder, Karl (Julian Weigend) und Franz von Moor (Julius Bornmann) buhlen um die Gunst des gräflichen Vaters. Franz, der jüngere ungeliebte Sohn, manipuliert Vater und Bruder, bis sich beide entzweien. Karl verzweifelt und wird Anführer einer Räuberbande. Ein deutscher Robin Hood: Er nimmt den Reichen und gibt den Bedürftigen.
 
Zwischen Idealen und mörderischer Anarchie
 
Franz spinnt mit seinem Diener Hermann (toll: Wolfgang Grindemann) weiter Intrigen, kerkert den schwerkranken Vater ein und versucht Karls Verlobte Amalia (Erika Ceh) zu vergewaltigen. Als die Räuber zur Befreiung eines Bandenmitglieds unschuldige Frauen und Kinder ermorden, überfallen Karl existenzielle Zweifel. Inkognito begibt er sich auf das väterliche Schloss und findet den gefangenen Grafen, der in seinen Armen stirbt. Doch bevor er an seinem Bruder Rache nehmen kann, erdolcht sich dieser. Amalia fliegt in Karls Arme, doch da ein Treueschwur ihn an seine Mannen bindet und die junge Frau nicht noch einmal verlassen werden möchte, fleht sie um den Gnadentod durch Karls Hand. Nachdem er seine Geliebte erdrosselt hat, sieht Karl keine Möglichkeit mehr, sein bisheriges Leben weiterzuführen, und möchte sich der Justiz ausliefern. Doch die Bande kommt ihm zuvor und tötet ihren Hauptmann durch Genickschuss.
 
Das Drama um den Leidensweg der beiden Brüder, die durch ihre Radikalität den eigenen Untergang provozieren, lebt von der beeindruckenden Sprechkunst der Darsteller und eindringlicher Körpersprache. Allen voran ein brillanter Julian Weigand und ein wunderbarer Julius Bornmann. Perfekt versteht es Bornmann, seinem Franz facettenreiches Leben einzuhauchen. Gekonnt versteckt er sich hinter der Maske des vernachlässigten Sohnes, spinnt mit bewegend unbewegtem Gesicht Mordpläne und lässt nur ab und zu, dann aber umso intensiver, das Monster in ihm aufblitzen.
 
Als Gegenpart Karl wirkt Julian Weigend kraftvoll mitreißend aber auch warmherzig verzweifelt. So laufen bei der letzten Begegnung mit seinem sterbenden Vater (hervorragend: Hans H. Steinberg) dem Publikum kalte Schauer über den Rücken. Intensiv verkörpert Achim Grauer als Kumpan Spiegelberg den Übergang zwischen jugendlichen Idealen und mordbrennerischer Anarchie: "Der Mut wächst mit der Gefahr."
 
Tief unter die Haut geht diese Inszenierung. Und als der Räuber Razman (Aaron-Frederik Defant) zum Schluss seinen Anführer von hinten erschießt, herrscht minutenlang Totenstille im Saal - bis der Applaus losbricht.
 
te - Der Patriot, 23.2.2010
 
   
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Über Schillers spannend-aktuelle "Räuber"
FULDA: Wie hochaktuell und spannend ein Klassiker der Weltliteratur sein kann, beweist am Donnerstagabend die begeisternde Aufführung von Schillers Schauspiel "Die Räuber". Dank einer beispielhaften Inszenierung und eines vortrefflichen Ensembles.

Bereits in seinem Erstlingsdrama hat der 20-jährige Schiller das zur Schau gestellt, was er 1799, 17 Jahre später in seinem "Lied von der Glocke" in einem berühmten Satz zusammenfasste: Die furchtbare Erkenntnis, dass der Mensch in seinem Wahn der schrecklichste der Schrecken sei. Das lehren auch die ungleichen Brüder Karl und Franz Moor, deren grausame Schicksale Regisseur Christoph Brück in das Zentrum seiner bildmächtigen Inszenierung stellt. Die klug geraffte Fassung transportiert weit mehr Handlung als Gedankengut. Trotz der knappen Zeit präsentieren die Ensemblemitglieder differenzierte, komplexe, ja faszinierende Charakterstudien. Atemloser Sturm und feuriger Drang regieren diese Version von Deutschlands immer noch aufregendstem Revolutionsdrama. Die todbringenden Konflikte der Familiensaga gehen auch deshalb unter die Haut, weil die gewaltige Energie von Schillers Sprache selbst in den Kurzmonologen und -dialogen den gesamten Raum erfüllt.
 
Eine Stätte des Schreckens
 
Das Schlosstheater ist am Ende eine Stätte des Schreckens: Vater Moor irrt ähnlich dem Geist von Hamlets Vater über die Bühne. Franz rammt sich einen Dolch in den Leib. Amalie wird von Karl erdrosselt. Dann nimmt die Tragödie einen anderen Lauf: Karl kann niemandem mehr helfen, indem er sich dem Gesetz ausliefert: Razman richtet seinen Hauptmann mit einem Genickschuss. Einen weiteren aktuellen Bezug hat sich Brück auch für den Beginn der Aufführung ausgedacht: Ein selbstgefälliger Professor aus der 68er-Zeit zitiert im Hörsaal aus Schillers akademischer Antrittsrede an der Universität Jena. Die Gedanken über Wille und Gesetz erzürnen Studenten, die im Zuschauerraum sitzen. Sie stürmen das Podium, demütigen den Professor, verwandeln sich in die Schillerschen Räuber und schließen einen "Bund, den die Verzweiflung gestiftet hat".
 
Theater auf höchstem Niveau
 
Ein wesentlicher Grund dafür, dass der Bruderzwist im Hause Moor, der von nihilistischem Titanismus und Zweifeln an der sittlichen Weltordnung geschürt wird, derart mitreißt, ist die außergewöhnlich hohe Qualität des homogen besetzten Ensembles. Das vom häufigen Szenenbeifall des diesmal sehr jungen und disziplinierten Publikums immer wieder befeuert wird. Auf höchstem Niveau spielen Julian Weigend (Karl) und Julius Bornmann (Franz). Dieser Franz ist ein maskiertes Ungeheuer, ein Hass speiender Vulkan, eine satanisch-zynische Kanaille, "ein unbegreiflicher, schleichender, abscheulicher Bösewicht", wie ihn sein Bruder nennt. Weigends Karl glaubt man in jeder Sekunde den tugendhaften Verbrecher, den kraftvollen deutschen Robin Hood, den zerrissen-sensiblen Revoluzzer. Bestnoten verdienen auch der äußerst wandlungsfähige Wolfgang Grindemann in drei Rollen, Erika Ceh als leidenschaftlich-anmutige Amalia, Hans H. Steinberg als edler Maximilian von Moor und Achim Grauer als hundsföttischer Spiegelberg. Außerdem überraschte Anna Kaminski als beinharte Schweizerin. Trotz des Kompaktformats ist man sich mit Friedrich von Schiller einig, der in seiner Selbstrezension der "Räuber" schrieb: "Man hätte drei Theaterstücke daraus machen können."
 
Von CHRISTOPH A. BRANDNER - Fuldaer Zeitung, 19.2.2010
 
   
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Schauspiel pur mit Schillers Räubern
Peiner sind begeistert und beeindruckt vorn Münchner Ensemble der Theatergastspiele Kempf

Um es vorwegzusagen: Den langen Applaus nach mehr als zweistündiger Aufführung haben sich die neun Darsteller von Friedrich Schillers "Die Räuber" verdient. Die Besucher in den Festsälen erlebten temporeiches Schauspiel pur, ohne Schnickschnack, aber mit geschliffenen Dialogen.
 
Peine. Der Pistolenknall klingt noch nach im Saal, der Hauptmann sinkt tot zu Boden, die Räuberbande tritt ab und … Das Publikum ist so beeindruckt, dass der Applaus erst nach Sekunden aufbrandet, dafür aber umso länger dauert. Regisseur Christoph Brück setzt einen der Klassiker deutscher Theaterliteratur als puren Schauspielgenuss in Szene. Das Bühnenbild von Claudia Weinhart ist stark zurückgenommen, eine weiße hölzerne Rampe, eine in wechselnden Farben beleuchtete Rückwand, wenige Accessoires wie ein Stuhl, ein Fels, eine Truhe.
 
Das gibt den Schauspielern Raum, allen voran Julian Weigend, der den Räuberhauptmann Karl von Moor sehr energisch darstellt. Zerrissen zwischenTreue- und Liebesschwüren versucht er, das Richtige zu tun, und zerstört dabei alles, seine Geliebte, seinen Vater und am Ende sich selbst.
 
Diabolisch der intrigante Zweitgeborene Franz von Moor (Julius Bornmann, stark als Karrierist), der den kranken Vater, den rebellierenden Bruder und dessen Geliebte Amalie (Erika Ceh, unbeirrbar, verletzlich) gegeneinander ausspielt - auch mit der Hille des Dieners Herrmann (herrlich einfältig Wolfgang Grindemann).
 
Alles in allem eine sehr geschlossene schauspielerische Glanzleistung des ganzen Ensembles, die in den geschliffenen Dialogen wohltuend dem Schillerschen Original äußerst nahe bleibt. So erlebten auch die vielen jungen Besucher in den nicht ganz ausverkauften Festsälen einen Klassiker ihres Deutsch-Unterrichts in einer äußerst lebendigen Interpretation, die Lust auf mehr Schauspiel pur macht.
 
Von Jörg Schmidt - Peiner Allgemeine Zeitung, 19.2.2010
 
   
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Rebellion ohne Verfallsdatum

STADE. Die Jugend rebelliert. Sie kämpft gegen die Zwänge der Gesellschaft, sie kämpft gegen die Bevormundung durch die Eltern und den Staat. Eine Momentaufnahme. Doch aus welcher Zeit? Dass sie gestern oder vor einer Woche genauso entstanden sein könnte wie vor 200 Jahren, erlebten am Montag die Zuschauer im Stadeum: Sie sahen "Die Räuber" von Friedrich Schiller in einer gelungenen Inszenierung von Regisseur Christoph Brück.
 
Zugegeben, wenn Karl von Moor und seine Räuberbande in Jeans und Lederjacke in die Böhmischen Wälder ziehen, um wie Robin Hood für die Rechte der Armen und Schwachen einzutreten, mutet das Ganze zunächst ein wenig komisch an. Doch der zweite Blick auf das Bühnengeschehen lässt die Situation plausibel erscheinen: Die übergeordnete Thematik ist heute so brisant wie sie es bei der Uraufführung des Stückes im Jahre 1782 war.
 
In den Gestalten der Brüder Karl und Franz von Moor rebelliert die Jugend vergeblich gegen staatliche Institutionen und Bevormundung - auf völlig unterschiedlichem Wege zwar, aber letztlich mit dem gleichen Ergebnis. der Zerstörung der eigenen Person bis in den Tod hinein. Der eine ein intellektueller Idealist, der seine Impulse recht im Zaum halten kann, der andere der benachteiligte Zweitgeborene, dem seine egoistische Rationalität zum Verhängnis wird - die Brüder Moor scheitern im Kampf gegen die gesellschaftlichen Zwänge.
 
Ein Kampf gegen Regeln und Normen, der auch im Jahr 2010 für viele Jugendliche auf der Tagesordnung steht. Warum also nicht Elemente des Sturm und Drang mit denen der Moderne verknüpfen? In den Waffen der Räuberbande manifestiert sich dieser Gedankengang. Neben Säbeln und Pistolen kommt die Baseballkeule zum Einsatz. Und darüber hinaus: Mit der "Schweizerin" lässt Regisseur Christoph Brück anstelle von Schillers "Schweizer" eine-Frau für ihre Freiheit eintreten.
 
So impulsiv die Figuren sind, so dynamisch ist auch die Inszenierung. Mit geschickten Kunstgriffen strafft Regisseur Brück das Geschehen. Die Figuren reflektieren nicht, sie handeln. Den Ansatz einer Brücke zwischen Schillers Werk und Schülern im Jahr 2010 hat die Aufführung schlagen können. Nicht zuletzt durch die hervorragenden Schauspieler rund um Julian Weigend und Julius Bornmann als Karl und Franz von Moor.
 
Von Mirja Martens - Stader Tageblatt, 24.2.2010
 
   
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Eine packende Inszenierung von Schillers Jugenddrama beweist erschütternd
die Zeitlosigkeit der "Räuber"


Immenstadt. Wer strebt nicht gern nach Selbstentfaltung, nach größtmöglicher Freiheit? Doch was ist zu tun, wenn man damit an Grenzen stößt? Muss man alle niederreißen? In Friedrich Schillers Jugenddrama "Die Räuber" versuchen das zwei junge Männer auf unterschiedliche Weise: durch offene Auflehnung oder durch verdecktes Taktieren. Und beide Wege führen hier schnurgerade in die Katastrophe.
 
Die Uraufführung des Werkes 1782 machte Furore und auch die Neuproduktion, welche die Theatergastspiele Kempf jetzt im Immenstädter Hofgarten gezeigt haben, packt die Besucher von der ersten bis zur letzten Minute. Hier findet keine verstaubte Klassiker-Pflege statt, sondern eine fesselnde Geschichte wird aus einem üppigen dramatischen Meisterwerk destilliert. Mit gewaltigen Strichen und genialen Umstellungen konzentriert Regisseur Christoph Brück Schillers Sprachkunstwerk, ohne ihm Tiefe und Schönheit zu nehmen.
 
Wohldurchdacht scheint alles: Schon die kleine Bühne, auf der die Handlung imaginiert wird, verweist auf das große dramatische Vorbild der deutschen vor-klassischen Stürmer und Dränger: William Shakespeare. Meisterhafte Sprechkunst der Darsteller machen den über 200 Jahre alten Originaltext zum eindringlichen Erlebnis, ohne falsches Pathos zu bemühen, mit präziser Personenregie entwickelt sich die spannende Kriminalgeschichte.
 
Geradezu schockierend rational entfaltet Julius Bornmann die abgründigen Gedanken von Franz Moor. Er will sich Haus und Grafentitel der Familie aneignen und schafft dafür ohne jeglichen Skrupel Vater und erstgeborenen Bruder aus dem Weg. Letzterer, Karl, differenziert von Julian Weigend verkörpert, fällt, wie sein Vater, auf die schlau eingefädelten Intrigen des missratenen Sprösslings herein und gerät in eine Spirale der Gewalt - als Anführer einer Bande, die Angst und Schrecken verbreitet.
 
Wie diese beiden Hauptdarsteller sind auch die übrigen Rollen dieser Produktion überzeugend stimmig besetzt. Manche Mimen schlüpfen dabei sogar in mehrere Rollen, wie beispielsweise Wolfgang Grindemann, der aus Pater oder Lakai bemerkenswert facettenreiche Figuren formt.
 
Er gibt auch den Professor, der zu Beginn dieser Inszenierung Worte aus einer akademischen Antrittsrede Schillers in Jena zitiert und damit den Widerstand einiger Studenten auslöst, die sich später zu den Räubern wandeln werden. Eine kleine Freiheit in einem sonst ganz eng am Originalstück konzipierten Theaterabend, der dem Oberallgäu Glanzstunden der Bühnenkunst bescherte, wie man sie sonst nur an renommierten Häusern erlebt.
 
Von Klaus Schmidt - Allgäuer Zeitung, 6.2.2010
 
   
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Schauspiel vom Feinsten
Kraftvolle Inszenierung der "Räuber" wird lange in Erinnerung bleiben

Espelkamp. Eine gut durchdachte und kraftvoll gespielte Aufführung des Schauspiels "Die Räuber" von Friedrich Schiller gaben die Theatergastspiele Kempf am Samstag Abend im Neuen Theater. Ausgeprägte Spielfreude und eine konsequente Dramaturgie machten die Aufführung zu einem jener Theaterabende, an die man noch lange zurückdenkt und über die man sich gerne weitere Gedanken macht.
 
"Die Bretter sind, die Pfosten, aufgeschlagen..." heißt es im Vorspiel zu Goethes Faust und eben nach dieser Methode gestaltete Claudia Weinhart ihr Bühnenbild: Ein nicht allzu hoher Kasten aus weiß gestrichenen Brettern, die als Spielfläche eine schiefe, nach hinten erhöhte Ebene ergab. Falltüren in diesem Kasten ermöglichten Effekte wie das plötzliche Hervorzaubern des Faktotums Hermann durch Franz von Moor, das er selbstironisch als "Deus ex machina" (Gott aus der Maschine) kommentierte. Eine weitere "Falltürszene" wurde für die Befreiung des alten Maximilian von Moor fällig. Diese Episode gelang in der Inszenierung Christoph Brücks derartig spannend, dass im Publikum atemlose Stille herrschte - eine zunächst spannende und dann wirklich ergreifende Begegnung.
 
Die Kostüme Adriana Taratufolos können in der Neuzeit angesiedelt werden und geben der Phantasie die nötigen Anregungen zu Funktion und Charakter der handelnden Personen. So läuft die mädchenhafte Amalie mit einem schlichten, aber hübschen Kleid barfüßig umher. Die Studenten sehen heute nicht viel anders aus und die Räuber ergänzen ihr Outfit mit militärischen Details.
 
Mit Würde spielt Hans Steinberg, angetan mit einer Art weißer Generalsuniform, einer breiten Schärpe und einer ganzen Batterie von Orden, den Maximilian von Moor. Sehr ergreifend ist seine Darstellung des nach jahrelanger Kerkerhaft Befreiten.
 
Schön schmierig gestaltet Julius Bornmann den Fiesling Franz. Wolfgang Grindemann als Hermann war einerseits ganz der hilflose Untertan, andererseits der selbstverständliche Moralist, der den Untaten seiner Herrschaft nicht folgen mag. Achim Grauer charakterisierte den Spiegelberg als Draufgänger ohne Anstand und Würde. Sehr schön arbeitete er die unverhohlene Gier Spiegelbergs heraus, von Anfang an Räuberhauptmann werden zu wollen, und macht so die späteren Intrigen glaubhaft.
 
Gleich die erste Szene - Studenten revoltieren gegen den selbstgefälligen Professor -führt quasi in die 68er-Zeit. Im Gegensatz zur Interpretation der Räuberbande als einer eher aus Langeweile oder durch Zufall zusammengewürfelte Bande inszeniert Brück zunächst eine revolutionäre Grundstimmung, auf deren Basis die Intrigen Franz' quasi nur den zweitrangigen Anstoß zur Bildung der Bande geben.
 
Karl erscheint als der deutsche Robin Hood, der versehentlich in die Bader-Meinhof-Bande geraten ist. Idealismus ohne konkreten Inhalt kombiniert mit dem (Blut-)Rausch der Anarchie führt schließlich zur moralischen Verrohung der Moor'schen Bande, die im Sinne des Sturm und Drang zwangsläufig zum Untergang führen muss.
 
Durch die von ihnen verübten Gräueltaten haben die Protagonisten ihr Recht auf Lebensglück verwirkt. Sogar Karls heldenhafter Entschluss, sich so zu stellen, dass das auf ihn ausgelobte Kopfgeld einem besonders Bedürftigen zugute kommt, wird durch seine Kumpane vereitelt, indem Razmann - schön wild dargestellt von Aaron-Frederik Defant- ihn erschießt.
 
Warum Julian Weigend ein Glücksgriff ist
 
Die Besetzung des Karl von Moor mit Julian Weigend ist dabei ein Glückstreffer. Er spielt kraftvoll, wirkt mitreißend, vermag zu begeistern und mimt Tragik eher als innere Betroffenheit denn als beredte Emotionalität und wirkt dadurch umso glaubhafter. Hier der Kämpfer, dort der warmherzige Liebende mit der tiefen, gefühlvollen Stimme - ganz der Räuber im Böhmerwald und ganz der "Romeo" in Amalias Armen.
 
Das ist Schau-Spiel par excellence.
 
Von Ralf Kapries - Neue Westfälische, 1.2.2010
 
   
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Schillernde Familienverhältnisse
"Die Räuber" im Stadttheater

Herford. Vater und Sohn hätten nur miteinander reden müssen. Doch der Zweitgeborene Franz versteht das Handwerk von Verrat und Intrige. Und so schickt er seinen Bruder Karl auf einen Leidensweg, den das Gastspieltheater Kempf in mitreißender Ruhelosigkeit im Stadttheater in Szene setzte.
 
Regisseur Christoph Brücks Interpretation von Friedrich Schillers erstem Drama "Die Räuber" überraschte mit vielen modernen Elementen, einem weiblichen Räuber "Schweizerin" (dargestellt von Anna Kaminski) und abgewandeltem Ende. Dafür schafft das Bühnenbild eine ideale Kulisse, dazu die passenden Lichteffekte und Musik.
 
Die ungleichen Brüder glänzend gespielt von Julian Weigand (Karl) und Julius Bornmann (Franz) ähneln sich nur in einem: Beide streben nach Selbstverwirklichung. Karl, als eine Art Robin Hood, der verzweifelt versucht, seine brutalen Raubzüge moralisch zu rechtfertigen. Franz, als geleckter Erbschleicher, der mit grausamer Raffinesse plant, seinem großen Bruder alles zu nehmen. Komplizen haben sie beide. Der ulkige Hermann (Wolfgang Grindemann) steht Franz zur Seite und intrigiert fleißig mit. "Der Mut wächst mit der Gefahr", tönt Räuber Moritz Spiegelberg (Achim Grauer), der, Hauptmann Karl zunächst ergeben ist, aber nur zu gerne Anführer der Räuber wäre.
 
Egal was das Handeln der Protagonisten bewegt, am Ende zahlen sie mit dem Tod: Franz ersticht sich, nachdem die Räuber ihn im Visier haben. Karl bricht den Treueschwur und wird von seinen Mannen getötet.
 
Bei der Inszenierung von Christoph Brück liegt das Hauptaugenmerk auf dem Leidensweg der Brüder. Das tat der Begeisterung der Zuschauer keinen Abbruch. Viele Schüler durften ihre Klassenlektüre um das Live-Erlebnis ergänzen, sie fieberten besonders im zweiten Teil mit: Für Amalias (Kerstin Dietrich) Abwehr der groben Annäherungsversuche des schmierigen Franz gab's Szenenapplaus.
Und am Ende hielt es manche nicht mehr auf den Stühlen.
 
Von Moritz Depenbrock und Ulrike Heitholt - Neue Westfälische, 29.1.2010
 
   
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"Räuber" mit großer Spielfreude

Herford. Gut eine Handvoll Darsteller boten mit überschäumender Spielfreude und begeisternden schauspielerischen Leistungen das Erstlingsdrama des zwanzigjährigen Friedrich Schiller in einer Inszenierung von Christoph Brück.
 
Die Aufführung konnte man für einen Oberstufentag der Herforder Gymnasien halten, so viele Schüler hatten Parkett und Rang besetzt. Sie wirkten wie das Auditorium für die Vorlesung, die vor dem ersten Akt auf das Stück einstimmte. Begeistert folgten sie der Stürmung des Katheders durch "Studenten" aus dem Zuschauerraum und der Entblößung des Professors - gewissermaßen, um in einer Gedankenbrücke zu den "68-ern" den Muff aus Talaren zu vertreiben.
 
"Die Räuber" stehen nicht allein am Beginn seines Dichterruhmes, sie enthüllen zugleich schon den ganzen späteren Schiller. Der Kampf, zu dem Karl Moor seine Umwelt herausfordert, ist nur der äußere Vorwand, den eigentlichen Kampf sichtbar zu machen, der sich in seiner Seele abspielt.
 
Julian Weigend machte glaubhaft, dass sich Karl in seinem Räuberreich eine eigene Welt schaffen kann. Diese ist zwar böse, aber sieht man sie ohne moralisches Werten, so ist sie in sich vollkommener als die bekämpfte bürgerliche Welt. Dem vom Fernsehen her bekannten Weigend nahm man ab, dass es nicht eine von Adel zeugende Attitüde ist, sich als eine Art Robin Hood zu geben.
Anders dagegen sein Kumpan Spiegelberg. Ihm gab Achim Grauer Züge eines Mannes, der nur raubt, um sich zu bereichern - grinsend und großtuerisch zeigt er sich als Mordbrenner und Nonnenschänder. Den fiesen Franz Moor, "die Kanaille", spielte Julius Bonnmann als absoluten Widerling, der mit zynischer Zielstrebigkeit zum Bruderverleumder und Vatermörder wird.
 
Dem gesamten Ensemble wurden zum Schluss kaum endende Ovationen gebracht, die auch Christoph Brück für eine Inszenierung von überzeugender Geschlossenheit gelten mussten.
 
Von Hansjürgen Kochanek - Herforder Kreisblatt, 28.1.2010
 
   
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Schillers "Räuber" brillant dargeboten
Riesiges Interesse an der Aufführung

Friedrich Schillers Jahrhundertstück "Die Räuber" begeisterte im Bürgerhaus Neuer Markt. Dabei erwies sich die auf den Punkt gebrachte, starke Straffung des Textes und die brillante schauspielerische Leistung der prominent besetzten Hauptrollen als Schlüssel zum Erfolg.
 
Der große Besucherandrang des beifallsfreudigen Publikums spricht für die zeitlose Aktualität des Klassikers. "Die Räuber" sitzen (Stichwort: "sit-in") im Publikum, stören eine der Obrigkeit huldigende Vorlesung eines Hochschulprofessors, stürmen das Katheder, wenden sich an das Publikum (Stichwort: teach-in) und verdrängen den Redner.
 
Auf der schiefen, aus Holzelementen zusammengesetzten Ebene entbrennt mit heißem Blut die hinlänglich bekannte Geschichte. Der zart besaitete und sensible Revoluzzer Karl Moor wird von Julian Weigend verkörpert. Der als Schimanskis Assistent bundesweit bekannt gewordene Österreicher hat die breit gefächerte Gefühlsklaviatur der Rolle im Griff und versteht es, Schillers Sprache eindrücklich zum Klingen zu bringen.
 
Seinem Antipoden Franz Moor gewinnt Julius Bornmann neue Facetten ab. Bornmann reizt die Folie aus und enthüllt seine mörderischen Gedanken und Pläne, ohne dabei sein Gesicht zu einer typischen, von Hass und Neid erfüllten Bösewicht-Miene zu verziehen. Darüber hinaus versteht er es in den Szenen mit Amalia (Kerstin Dietrich) großartig, das hinter der Maskierung hervorlugende Ungeheuer allmählich sichtbar werden zu lassen.
 
Wolfgang Grindemann war in Bühl zuletzt in "Die Ehe der Maria Braun" und in Schillers "Parasit" zu bewundern. Grindemann ist ein Glücksfall für jede Produktion, allein was er aus der Rolle des Hermann herausholte, ist einfach nur brillant zu nennen. Daneben glänzte er als Professor und Pater.
 
Dem Publikum hat die Inszenierung durchweg gefallen. Die Darsteller konnten sich über einen lang anhaltenden kräftigen Beifall freuen.
 
Von Wolfgang Winter - Acher- und Bühler Bote/ Badisches Tagblatt, 27.1.2010
 
   
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Intensive Intrige
Julius Bornmann brilliert als Franz Moor im Theater

"Franz heißt die Kanaille" (Friedrich Schiller/Die Räuber). Und eine Kanaille, eine Personifizierung des Begriffs Intrige, brachte Julius Bornmann gestern Abend glänzend auf die Bühne. Er brillierte in der Rolle des Franz Moor bei der erfolgreichen Premiere einer Inszenierung dieses Schillerschen Dramas, für die Christoph Brück verantwortlich zeichnete.
 
Die Besucher sahen gestern Abend eine intensive Intrige im Rahmen einer familiären Auseinandersetzung. In der setzte neben Julius Bornmann der kraftvoll-entschlossen wirkende Julian Weigend als Franzens Bruder Karl Moor die darstellerischen Glanzlichter.
 
Die Geschichte um den neidischen Zweitgeborenen Franz, der durch eine Intrige den Erstgeborenen Karl beim Vater Ungnade stoßen und zum Räuberhauptmann werden lässt, spielte sich auf einer - nach vorn zulaufenden - schiefen Ebene ab. Assoziationen des Niedergangs dürften damit bei Kennern dieses Dramas geweckt worden sein. Ein Thron, das Wunschobjekt des hinterhältigen und vom Vater nicht geliebten Franz, symbolisierte Unterdrückung.
 
Auch das Lager des Räubers Franz und seiner Bande in Böhmen wurde nur fragmentarisch gezeichnet. Im Mittelpunkt stand der Text! Dass Schillers Botschaft vom Kampf um Freiheit, jugendlichem (verblendeten) Idealismus und persönlichem Scheitern bis in die Moderne reicht, spiegelte sich auch in Kostüm und Requisite wider.
 
Die schauspielerische Leistung des Ensembles, dazu gehörten neben den Protagonisten noch Kerstin Dietrich, Hans-H. Steinberg, Wolfgang Grindemann, Achim Grauer, Anna Kaminski, Sven Hussock und Aaron-Frederik Defant, überzeugte. Ein eindringlich in Szene gesetzter Klassiker.
 
Von Andreas Stolz - Wolfsburger Nachrichten: 22.1.2010
 
   
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