Theatergastspiele Kempf GmbH
Die Nelson Mandela Story
SCHAUSPIEL MIT MUSIK VON GEROLD THEOBALT

Uraufführung am 24. Januar 2009 in Iserlohn
1. Tournee:
25. Januar bis 30.März 2009
2. Tournee:
Premiere in Waldkraiburg

18. September bis 5. November 2009
3. Tournee:
16. September bis 12. November 2010
4. Tournee:
23. September bis 22. Oktober 2011
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Der lange Weg zur Freiheit

Stück im „Wormser“ zeigt Leben des legendären
Anti-Apartheid-Kämpfers

Die Geschichte des südafrikanischen Freiheitskampfes ist lang und blutig. Sie begann 1910 mit der Gründung der südafrikanischen Union unter weißer Regierung, die sogleich Gesetze zur Rassentrennung und Ungleichbehandlung erließ und bald auch die Schwarzen um 87 Prozent ihres Territoriums brachte. Etwa zur gleichen Zeit formierte sich mit dem African National Congress (ANC) der Widerstand, der mit friedlichen Mitteln das volle Bürgerrecht für die Schwarzen forderte, allerdings ohne Erfolg.
 
„Die Nelson Mandela Story - Endlich frei!“ von Gerold Theobalt, inszeniert von den Theatergastspielen Kempf (Regie: Barry L. Goldman), setzt im Jahr 1955 ein, als Sophiatown, der lebensfrohe, multikulturelle Stadtteil von Johannisburg, von Bulldozern überrollt und die schwarze Bevölkerung in das Township Meadowlands im heutigen Soweto zwangsumgesiedelt wird. Angesichts dieses Unrechts beschließt der junge Nelson Mandela, in die Offensive zu gehen und eine Untergrundorganisation aufzubauen, die er nicht immer unter Kontrolle halten kann. Die wesentlichen Etappen seines Lebens, auch die Liebe zu der schönen und streitbaren Winnie, seine Inhaftierung bis zur Entlassung aus der Haft nach 27 Jahren und seine Wahl zum Präsidenten werden in lebendigen, aussagekräftigen Bildern erzählt. Eindrucksvoll sind besonders die Gefängnisszenen. Winnies Qualen in einer Isolationszelle des Hochsicherheitstrakts ist das Schlüsselerlebnis für ihre Entwicklung zur kompromisslosen Kämpferin.
 
Schauspieler gestalten Figuren mit Tiefgang
 
Die Gespräche Bischof Tutus mit Eugene de Kock, der mit seinem so genannten Todesschwadron ab 1985 den Widerstand grausam bekämpft hatte, lenkte den Blick der Zuschauer im Theater auch auf die Motive der Weißen, die vor allem ein machtpolitisches Ziel verfolgten, nämlich ihren Besitzstand zu wahren. Dass sich auch diejenigen schuldig machten, die „nur“ Zuschauer, aber Nutznießer der Apartheid waren, kommt in Theobalts Stück ebenfalls zur Sprache.
 
Ron Williams verlieh Nelson Mandela, der als charismatische Persönlichkeit gezeichnet wurde, würdige Züge und überzeugte vor allem mit gefühlvoll-souligen Liedern, die aus seiner, Michael Ruffs und Wolfgang Schmidtkes Feder stammten. Dominique Siassia beeindruckte als temperamentvolle und selbstbewusste Winnie Mandela. Doch auch die übrigen Schauspieler, Ronald Mkwanazi als Desmond Tutu und Xhosa-Häuptling, Jörg Reimers als Eugene de Kock und Frederik Willem de Klerk, Dunja Bengsch als Helen Suzmann und Wärterin sowie Simon Pearce und Matthias Horbelt gestalteten ihre Figuren mit viel Ausdruck. Lob verdient auch das Bühnenbild (Andrey von Schlippe), das aus einer variablen Wand mit Holz- und Gitterelementen bestand. Es ließ sich schnell verwandeln vom belebten Marktplatz in Sophiatown in das Wohnhaus der Mandelas, vom Gerichtssaal zum Gefängnis auf Robben Island. Lebendigkeit und Urwüchsigkeit der afrikanischen Urbevölkerung vermittelte vor allem die Musik von Bani Silva Prado, der mit seinen Trommeln und Percussion-Instrumenten sowohl pralle Lebensfreude als auch feinste Stimmungen meisterlich zum Ausdruck brachte.
 
Von Ulrike Schäfer - Wormser Zeitung, 24.10.2011
 
   

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Mandelas Freiheitskampf auf der Bühne

Die Schauspielsaison im Kurtheater beginnt mit einem furiosen Stück über das Leben des südafrikanischen Präsidenten

Endlich frei war Nelson Mandela am 11. Februar 1990 – nach 27 Jahren in Haft. "Endlich frei" heißt auch das Theaterstück, das von Vision, Ziel und Kampf des Südafrikaners berichtet und das am Montagabend zur Eröffnung der Schauspielsaison auf der Bühne des Kurtheaters zu sehen war.
 
Bad Homburg. Großes Trommelsolo im klein abgegrenzten Bereich der Bühne, eng gesteckte, hohe tote Äste stehen für den kleinen Raum, welcher der schwarzen Mehrheit des Landes in wenigen Bezirken zugeteilt wurde im Vergleich zu den Weiten, die die weiße Minderheit in Südafrika beanspruchte. "Wir sind Pächter auf eigenem Boden, Sklaven im eigenen Land" war einer der ersten Sätze, und damit war man durch Bild und wenige Worte bereits mitten in der Problematik, von der dieses Stück handelt.
 
Nelson Mandela, 1918 als Sohn eines Häuptlings des Thembu-Stammes geboren, studierter Jurist und seit 1942 Mitglied des African National Congress (ANC), besaß aufgrund seiner Herkunft natürliche Autorität, Aufrichtigkeit, unbestechlichen Sinn für Gleichheit und die Fähigkeit, selbst seinen schlimmsten Verfolgern zu verzeihen. Früh schon verschrieb er sich der Freiheitsidee und stellte sein ganzes Leben mutig, beharrlich, großzügig und mit Würde in den Dienst des Kampfes um diese Ziele.
 
Die hoch konzentrierten Zuschauer im voll besetzten Theater erleben Mandela, überzeugend dargestellt von Ron Williams, als jungen Mann, tanzend in der Disco und mit dem Geständnis, auch zu boxen. Sie hören von ihm: "Meine Bildung ist ein Netz aus unzähligen Löchern." Sie erfahren, dass er fünf Jahre Hausarrest hatte, im Untergrund leben musste und immer nachts joggen ging, damit er nicht gesehen wurde.
 
Sie sehen ihn als Ehemann, hören, wie er sich mit seiner Frau Winnie (Dominique Siassia), Helen Suzman (Dunja Bengsch), Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi) auseinandersetzt, wie er mit Polizisten und dem Präsidenten verhandelt (Jörg Reimers, Simon Pearce, Matthias Horbelt). Auch aus dem 27 Jahre währenden Gefängnis-Aufenthalt, zunächst auf Robben Island, später in Kapstadt mit Hafterleichterung, sind Begebenheiten und Situationen dargestellt, immer das Wesentliche beleuchtend.
 
Maßgeblich beteiligt daran war Bani Silva Prado, der als Percussionist eindrucksvoll mit der Musik von Ron Williams, Michael Ruff und Wolfgang Schmidtke nicht nur die Lieder begleitete, sondern auch die Szenenübergänge gestaltete.
 
Das Publikum war von der ganzen Inszenierung restlos begeistert und wurde aus der konzentrierten Anspannung entlassen, als Mandela am 11. Februar 1990 bereit war, das Gefängnis zu verlassen, nachdem Präsident de Klerk endlich binnen zwei Monaten alle seine Forderungen erfüllt hatte und die schwarze Mehrheit am 27. April 1994 zum ersten Mal zur Wahlurne gehen konnte. Selbst Bischof Tutu rockte mit, als sich alle Darsteller zum Schlusslied vereinten: "He was down but never broken."
 
Von Brigitte Gaiser - Frankfurter Neue Presse, 26. Oktober 2011
 
   

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Die "Nelson Mandela Story" berührt die Herzen und begeistert im Kronacher Kulturraum die Theaterbesucher.

Lebenslanger Kampf für Freiheit

Kronach - Der Abend im Kreiskulturraum geht wahrhaftig unter die Haut. Nelson Mandelas Schicksalsgeschichte, die nicht nur eine persönliche Befreiung aus 27-jähriger Einzelhaft war sondern ein Symbol für den Kampf gegen Versklavung, Unmenschlichkeit, Dummheit und unaufgeklärte Ignoranz gegenüber allem, was nicht das gleiche Menschenantlitz trägt wie die herrschende Rasse.
 
Dennoch verzweifelt der Zuschauer nicht an dem Schrecklichen, das Menschen den Menschen zufügen, sondern wird von der Engagiertheit und Glaubwürdigkeit der Schauspieler wie Ronald Mkwanazi als glaubensstarker Bischof Tutu, der bezaubernden Dominique Siassia als liebende und radikale Winnie Mandela sowie dem energisch seinen Idealen folgenden Ron Williams in der Titelrolle von politischer Ohnmacht und Depression letztlich befreit.
 
Die Originalsongs, die der Schauspieler und Soulsänger Ron Williams zusammen mit Michael Ruff und Wolfgang Schmidtke für das Werk geschrieben haben, und vor allem der faszinierende Brasilianer Bani Silva Prado mit Bongo-Trommeln, Maultrommel und seiner zischenden Stimme reißen den betroffenen Besucher aus der Verzweiflung und hin zu einer menschlichen, moralisch verantwortbaren Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Zwar sind die Menschen wie Kant sagt, aus so ungeradem Holz geschnitzt, dass nichts rechtes aus ihnen zu machen ist; er ist aber zumindest "zur Vernunft fähig". Eine Hoffnung auch für Birma und China im Angesicht der langen Geschichte des Freiheitskampfes von Südafrika.
 
Rückblickend erzählt
 
Gerold Theobald hat schon ein preisgekröntes Schauspiel mit Musik über Martin Luther King mit Ron Williams im Sinne einer theatergerechten Aufklärung verfasst. In der "Nelson Mandela Story" dramatisiert er die chronologischen Ereignisse aus dem Leben von Nelson Mandela und erzählt sie in einer aktuellen Rückschau. In der Regie von Barry L. Goldman lebt das Stück von den vielseitigen Schauspielern, dem Bühnenbild (Andrey von Schlippe) und aktuellen Rundfunkeinspielungen. Ina Bleiweiss als Stimme der Literaturnobelpreisträgerin und Achim Zeppenfeld als Radiosprecher ergänzen im Radiosound die begleitende Musik von Bani Silva Prado. Gabriele Welker ist als Zeitzeugin so natürlich wie Jörg Reimers als der "Prime Eval" Eugene de Kock, der im Gespräch mit Bischof Tutu in den Rahmendialogen verzweifelt nach seinem Himmel für Weiße sucht. Nik Felice und Matthias Horbelt schlüpfen wie Gabriele Welker und Jörg Reimers unglaublich verwandlungsfähig in viele Rollen wie Präsident de Klerk, Buren und dem Arzt Dr. Niels Barnard, der die Minderwertigkeit der Schwarzen genetisch nachweisen will (Matthias Horbelt), denen eine eigene Charaktermaske aufgesetzt werden muss. Das überzeugende Ensemble besteht rundum aus Schauspielern, die von Film und Fernsehen bekannt sind.
 
Nelson "Madiba" Mandela behält seine Zivilcourage und Standfestigkeit auch durch das bei Ron Williams in feinen Nuancen nach und nach sichtbare physische wie seelische Altern. Ronald Mkwanazi als authentischer Reverend und dann mit dem Friedenspreis gekrönter Bischof Desmond Tutu ist der ruhige Revolutionär im Glauben. Die jugendfrische gewaltbereite, später gereifte "königliche" Winnie Madikizela-Mandela verkörpert Dominique Siassia in all ihren liebens- wie verachtenswerten Schattierungen. Sie führt mit dem an Gandhi orientierten und noch immer liebenden alten Madiba ein politisches Schmierentheater auf, um die Macht im Kampf gegen die Apartheid mit Nelsons Präsidentschaft zu sichern.
 
Überzeugendes Ensemble
 
Diese persönliche Entwicklung beider von 1962 bis 1994 mit allen Ausstrahlungen bis in die Gegenwart lässt der Dramatiker mit seiner maßgeschneiderten Dialogkunst in einem bei Schwerpunkten verweilenden Zeitraffer auf der Bühne spielen. Und die Zuschauer des Kreiskulturrings waren ebenso betroffen wie hingerissen. Zwischenapplaus zu den Songs wie "Sophiatown", "Winnie's song", "Mandela's song", "A message to my people" und zum Finale "Endlich frei" und zu dem magischen Spiel Bani Silva Prados waren so lebhaft wie bei Jazzveranstaltungen. Der Schlussbeifall für Inszenierung und Darbietung wollte nicht enden und mündete in Standing Ovations.
 
Von Dr. Peter Müller - Neue Presse, 15.11.2010
 
   

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Bewegte Geschichte Mandelas
auf der Bühne


WERMELSKIRCHEN. Es war ein Stück. das berührte, starke Emotionen hervorrief und keinen einzigen in der Aula der Realschule kalt ließ. Die Lebensgeschichte eines Mannes, der sein Leben opferte, um seine Ideale für sein geliebtes Land und Volk zu verwirklichen. Sein Schicksal machte ihn weltberühmt: "Die Nelson Mandela Story - Endlich frei" hieß das Schauspiel von Gerold Theohalt, dass die Theatergastspiele Kempf mit ihren hervorragenden Schauspielern am Samstagabend aufführte und Zuschauer mitfühlen ließ.
 
Unter der Regie von Barry L Goldman und mit der Musik von Michael Ruff, Wolfgang Schmidtke und Ron Williams, der sehr überzeugend die Hauptrolle des Nelson Mandelas übernahm, zeigten die Schauspieler die bewegte Geschichte. Hervorragend in Szene gesetzt, nicht zuletzt auch durch ein schlichtes, eher dunkelgehaltenes, aber multifunktionales Bühnenbild mit zahlreichen symbolischen Details wie etwa kleinen afrikanischen Holzfiguren, überzeugte vor allem auch die wunderbare Aufarbeitung von Fakten in Kombination mit den persönlichen Empfindungen der Akteure. Wie etwa der Zwiespalt Mandelas zwischen friedlichem und bewaffnetem Protest oder die Entwicklung seiner zweiten Ehefrau Winnie, glaubwürdig verkörpert von Dominique Siassia, von einer liebenswerten und idealistischen Gleichheitsverfechterin zu einer gefolterten und dadurch hasserfüllten und fast schon gefühlskalten, mechanisch-funktionierenden Frau. Eine Entwicklung die man durch und durch nachvollziehen konnte.
 
Doch nicht nur die Unterdrückten, auch die Unterdrücker entwickelten im Laufe des Spiels eine nachvollziehbare Reaktion. Jörg Reimers, der einen inhaftierten Buren spielte, erzählte vom Moment, wo er selbst an seinen unterdrückerischen Handlungen zweifelte. Auch wurde auf die aggressive Vorgehensweise der Schwarzen gegen die weiße Bevölkerung hingewiesen. Eine Tragödie also, bei der beide Seiten schuldig sind und bei der vor allem Unschuldige Opfer der Gewalt wurden. Ronald Mkwanazi verkörperte durch den nobelpreisgekrönten Bischof Desmond Tutu die Moral und starke Überzeugung des friedlichen Protestes.
 
Ein Stück, das zu Recht mit stehendem Beifall gefeiert wurde.
 
Von Cristina Segovia-Bliendu - Bergische Morgenpost Wermelskirchen, 1.11.2010
 
   

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Das Wirken des Nelson Mandela

SANKT AUGUSTIN. Mit der "Nelson Mandela Story" zeigte das hervorragende Ensemble um Ron Williams einen gelungenen Blick auf das Schaffen des Freiheitskämpfers aus Südafrika ohne Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben.

"Seid willkommen im Kreise der Krieger", sind die ersten Worte, die Mandela (Ron Williams) an das Publikum richtet. Was folgt, sind vier Jahrzehnte zynische Apartheidpolitik eines rassistischen Regimes komprimiert auf zwei Stunden, vierzig Jahre Unterdrückung und Widerstand. In Rückblenden erzählt das Stück von den Anfängen der gewaltsamen Räumungen multikultureller Vororte um Johannisburg, dem ebenso gewaltsamen Widerstand des African National Congress (ANC), zu dessen Mitgliedern Mandela gehörte, bis hin zu seiner Wahl als Präsident Südafrikas. Auch die private Geschichte von Nelson und Winnie kommt nicht zu kurz: Ihre anfängliche Liebe ist am Ende nur noch eine Zweckgemeinschaft, die von Dominique Siassia brillant verkörperte Winnie eine durch ihre Inhaftierung verbitterte, machtbesessene Frau. Untermalt werden die emotional aufwühlenden Momente durch passende Songs und die großartigen Trommeleinlagen von Perkussionist Bani Silva Prado. Das Bühnenbild von Andrey von Schlippe - eine Holzhütte mit Schiebetüren, daneben ein Gitterverschlag, umherstehende kleine gelbe Holzfiguren und mannshohe, weiße Äste - ist so einfach wie effektiv: Durch die kongeniale Lichtführung entstehen hier die unterschiedlichsten Schauplätze, vom Gefängnis über einen Tanzclub bis hin zum Gerichtssaal. Hier hält Mandela eine flammende Rede: "Es ist ein Kampf für das Recht auf Leben", sagt er, bevor er seine 27-jährige Haftstrafe antritt. Ein Kampf, der auf beiden Seiten zu vielen Todesopfern führte.
 
Die blutigen Auseinandersetzungen selber werden im Stück nicht gezeigt, ihre Ursachen von den sieben Darstellern allerdings eingehend analysiert: So etwa die Bemühungen der Regierung, Schwarze in sogenannte Townships umzusiedeln, um sie dort besser kontrollieren zu können. "Es ging nicht um Pigmente, es ging um Macht", erklärt der verurteilte ehemalige Oberst der Südafrikanischen Polizei Eugene de Kock (Jörg Reimers) dem Bischof Desmond Tutu - bestechend realistisch dargestellt von Ronald Mkwanazi.
 
Die von Barry L. Goldman inszenierte "Nelson Mandela Story" ist keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern ein informatives und nicht selten erschütterndes Stück über die politische Entwicklung Südafrikas. Die stehenden Ovationen hat sich das herausragende Ensemble verdient.
 
Von Christian Leinweber - Rhein-Sieg-Anzeiger, 7.11.2010
 
   

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Drama und Liebesgeschichte

Besser hätte das Kuseler Kulturprogramm kaum in die Saison starten können: Mit stürmischem Applaus bejubelte das Publikum am Donnerstag in der Fritz-Wunderlich-Halle "Die Nelson-Mandela-Story - Endlich frei" mit Ron Williams.

Ein Bretterverschlag mit verschiebbaren Wänden, Gitter, kniehohe Holzfiguren und dürre Holzstämme auf der dunklen Bühne. Zaghafte Klänge von Trommeln, Marimba und Daumenklavier. Ein traditionell gekleideter König vom Volk der Xhosa. "Wir sind Sklaven im eigenen Land, Pächter der eigenen Ehre", klagt er. So beginnt die gut zweistündige "Nelson-Mandela-Story - Endlich frei". Mit Dramatik, Poesie, Humor und Musik gibt es Einblicke in die Lebensgeschichte von Nelson "Madiba" Mandela, Idol des Bürgerrechtskampfes für die nicht weiße Bevölkerung in Südafrika und weltweit geachtetes Symbol für Versöhnung nach Dekaden des Hasses.
 
Es geht, mit viel bekannter und eigens komponierter Musik um die Biografie dieses bemerkenswerten Mannes, der nach 27 Jahren Haft zum ersten schwarzen Präsident Südafrikas aufstieg. Und um eine auch kritische politische und moralische Auseinandersetzung mit dem menschenverachtenden System der Apartheid, um die Poesie der Liebesgeschichte zwischen Nelson und Winnie Mandela und um das persönliche Drama der Verfolgten und das schmerzhafte Scheitern des Traumpaars. Die Wandlung von Winnie Mandela von einer energisch-optimistischen Bürgerrechtlerin zur vom Hass zerfressenen Desillusionierten ist vielleicht der berührendste Moment des Stücks.
 
Zugpferd des Abends ist Ron Williams - nicht wenige sind gekommen, um den Sänger, Schauspieler und Kabarettisten auf der Bühne und hautnah zu erleben. Die 68 Jahre hört man seiner Stimme an, doch die Kraft und Präsenz und die Glaubwürdigkeit des gebürtigen Kaliforniers, der auch schon als Martin Luther King und Ray Charles in Kusel brillierte, sind enorm. Für Williams ist Mandela, so scheint es, mehr als nur eine Rolle. Sein Engagement gegen Rassismus ist bekannt, unter anderem dafür hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten.
 
Trotzdem ist Williams in dieser Aufführung nicht Star, sondern Erster unter Gleichen: Dominique Siassia als Winnie Madikizela-Mandela und Ronald Mkwanazi als Bischhof Desmond Tutu sind grandios, Percussionist Bani Silva Prado zaubert afrikanische Klangwelten in die Halle und Gabriele Welker, Jörg Reimers, Nik Felice und Matthias Horbelt füllen ihre wechselnden Rollen wunderbar vielschichtig aus.
 
"Die Nelson-Mandela-Story" wurde im Frühjahr 2009 uraufgeführt, sie befindet sich in der dritten Tournee-Runde. Für die Kuseler Saison war das Gastspiel ein Auftakt nach Maß, der Lust auf mehr gemacht hat.
 
Von Klaudia Gilcher - Die Rheinpfalz, 9.10.2010
 
   

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Politisches Theater mit Aufklärungswert

Nelson Mandela Story: Gefeierter Auftakt im BZ-Theaterring.

BAD SÄCKINGEN. Mit erhobenen Armen stehen sie vor dem jubelnden Publikum und singen "Endlich frei!": Nelson Mandela, der ungebrochene Freiheitskämpfer für die Schwarzen Südafrikas, und seine Frau Winnie, genannt "Mama Afrika", in einem prächtigen farbigen Gewand. Das "Traumpaar der schwarzen Rebellion" wurde zum Auftakt des 37. BZ-Theaterrings im ausverkauften Bad Säckinger Gloria-Theater mit Beifallsstürmen und stehenden Ovationen gefeiert.
 
Die "Nelson Mandela Story" erzählt in dichten, packenden und bewegenden Theaterszenen die Lebensgeschichte des Friedensnobelpreisträgers, der weltweit als Idol des Widerstands gegen das Apartheid-Regime verehrt wird. In Gerold Theobalts Schauspiel mit Musik wird Mandelas langer und harter Weg für die Freiheit und Unabhängigkeit des neuen Südafrika dargestellt und man erfährt viel über das politische Engagement und die Ideale von "Madiba", wie der Sohn eines Xhosa-Häuptlings liebevoll genannt wird. Sein Leben wird in Rückblenden aufgerollt: Angefangen in Sophiatown, dem Viertel der Schwarzen, das von Polizisten brutal zwangsgeräumt wird, über das Abtauchen in den Untergrund, die ständigen Verhaftungen und Inhaftierungen, die Gefängnisszenen auf der Insel Robben Island bis zu den ersten zaghaften Verhandlungen mit der Regierung und schließlich der Freilassung und dem Triumph Mandelas nach langem Befreiungskampf für sein Land.
 
Am Bühnenrand erscheint das alte Afrika, als Verweis auf die Herkunft Mandelas. Immer wieder taucht ein alter Stammeshäuptling auf und mahnt ihn zu Mut und Kraft. Bemalt wie ein Stammesmitglied, sitzt der Percussionist Bani Silva Prado inmitten von Trommeln und Holzfiguren und trommelt elementare, archaische afrikanische Rhythmen. Effektvoll und karg das Bühnenbild aus Schiebewänden, die auch die Gefängnisgitter markieren, hinter denen Mandela 27 Jahre in Haft verbrachte. Dramaturgisch raffiniert gemacht ist, dass Bischof Desmond Tutu als Erzählerfigur und mahnendes Gewissen für den gewaltlosen Freiheitskampf auftritt. Den "Gegenpart" übernimmt Eugene de Kock aus dem einstigen Apartheid-Regime, der als Gefangener mit Fußfesseln hereingebracht wird.
 
In solchen Momenten ist diese Produktion der Theatergastspiele Kempf in der Regie von Barry L. Goldman ein politisches Stück mit Aufklärungswert, denn es bringt die Auseinandersetzungen mit Apartheid und Rassenkonflikten bühnendramatisch und modern auf die Bühne. Die Polizisten werden grob und brutal mit Knüppeln und Springerstiefeln gezeichnet, die weißen Buren in weißen Kitteln fast wie in einem Brecht'schen Polittheater.
 
Besonders eindrücklich und intensiv gespielt sind die Gefängnisszenen im zweiten Teil. Der bekannte afroamerikanische Schauspieler und Sänger Ron Williams in der Titelrolle verkörpert das Charisma, die Beharrlichkeit, die Botschaft und tiefe Menschlichkeit Mandelas glaubhaft und zeigt ihn nicht nur als Ikone, sondern als Menschen, der für seine Ideale gerade steht. Und er reißt mit seinen von afrikanischen Klängen inspirierten Songs das Publikum mit. Geradezu überwältigend ist Dominique Siassia als Mandelas Frau Winnie: Sie spielt diese Frau sehr leidenschaftlich, kämpferisch, mutig, später auch verzweifelt und zornig, hat in den Gefängnisszenen die emotional aufwühlendsten und eindringlichsten Momente dieses Abends. Überzeugend agiert auch der Südafrikaner Ronald Mkwanazi als Bischof Tutu, die mahnende Stimme für Frieden und Gewaltlosigkeit. So war diese Mandela-Story ein fesselnder, begeistert gefeierter Auftakt der Gloria-Saison.
 
Badische Zeitung, 4.10.2010
 
   

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Aufwühlend und mit Humor gespickt

Borken. In eindrucksvollem Schauspiel präsentierten die exzellenten Darsteller der "Nelson Mandela Story - Endlich frei" im Vennehof ein unverwechselbares Farb- und Klangfeuerwerk. Die Aufführung erhielt den gebührenden Applaus. Die Standing Ovations waren die einzig richtige Reaktion auf die Leistung des Ensembles.
 
Der Start in die Borkener Theater-Saison 2010/2011 ist meisterhaft gelungen. Die kurzweilige Aufarbeitung der Nelson-Mandela-Biografie im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung des Apartheid-Kapitels in Südafrika mittels einer theatralischen Perspektive fesselte, wühlte enorm auf und war dennoch stets mit Humor gefüllt. Regisseur Barry L. Goldman und Autor Gerold Theobalt ist es gelungen, wesentliche Szenen aus dem Leben Mandelas zusammenzufassen und sie authentisch auf der Bühne umzusetzen. Ebenso wird Mandelas Leben eingebettet in die Rahmenhandlung eines von Bischof Desmond Tutu geleiteten Gerichtsprozesses der südafrikanischen Versöhnungskommission. Diese Kommission dient zur Aufarbeitung von dem im Theaterstück eindrucksvoll umgesetzten Erleben der Menschen von Gewalt, Unterdrückung, Rassismus und Gefangenschaft.
 
Neben der dramatisch-poetischen Erzählweise schuf die ungemein gut gelungene Kulisse auch mit Hilfe der technischen Licht- und Soundeffekte unterschiedliche und dichte Atmosphären. Perkussionist Bani Silva Prado, umgeben von weißen, mageren Baumstämmen, zog immer wieder das Publikum durch sein mit traditionellen Rhythmen mal dominantes, dann sanft begleitendes Spiel in seinen Bann.
 
Glänzend verkörperte der charismatische Sänger und Schauspieler Ron Williams auf charmante und sympathische Art und Weise nahezu perfekt die Rolle des Nelson Mandela, genannt Madiba. Williams, der selbst einige Lieder zu dem Stück geschrieben hat ("Sophiatown", "Winnie's Song"), stand die junge Schauspielerin Dominique Siassia als Winnie Madikizela-Mandela zur Seite. In ihren Gesangseinlagen ("Lost Love") überzeugte sie durch Professionalität sowie Ausdruck und Klarheit ihrer Stimme. Eleganz, Stolz und Würde der Winnie Mandela wurden genauso realistisch dargestellt wie die ausgedehnte Gefängnisszene, anhand derer die rohe Gewalt und der Horror südafrikanischer Apartheid schonungslos gezeigt und sichtbar wurde. So gelang ein Blick in die Zeitlosigkeit der Thematik wie Unterdrückung eines Volkes, sein Leid, Widerstand und Hoffnung.
 
Dorothea Koschmieder - Borkener Zeitung, 25.9.2010
 
   

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Die Nelson Mandela Story in der Kulturhalle

REMCHINGEN. Übergroß zeichnet sich der Schatten des Inhaftierten gegen die Wand ab. Es ist die Silhouette Nelson Mandelas, ein Symbol seiner politischen Strahlkraft, die durch 27 Jahren Gefangenschaft nicht zerstört wurde.

"Die Nelson Mandela Story. Endlich frei", so der Titel des Schauspiels mit Musik von Gerold Theobalt, das präzise und detailliert die wechselvolle Geschichte des Anti-Apartheid-Kämpfers aufarbeitet. Die Ereignisse eines halben Jahrhunderts, in denen Rechtsanwalt Mandela in den African National Congress (ANC) eintritt, 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt und dreißig Jahre später zum ersten schwarzen Staatspräsidenten Südafrikas wird, zeigten die Theatergastspiele Kempf in der Inszenierung von Barry L. Goldmann in der Kulturhalle Remchingen.
 
Mit emotionalen Songs und souliger Stimme transportierte Ron Williams in der Rolle Mandelas authentisch das Ethos jener, die ungeachtet bitterer Konsequenzen ihren Überzeugungen treu bleiben: "Here I stand and have no choice". Den unbeugsam freien Willen verkörpert auch Dominiques Siassia als "Winnie Madikizela-Mandela". Anders als ihr Mann zerbricht die stolze, energische Frau an den jahrelangen Qualen und Demütigungen, ein Prozess, der in seiner psychologischen Glaubwürdigkeit berührt.
 
Getragen werden die konträren Stimmungen des Stücks durch die klug eingesetzte Vielfalt musikalischer Elemente - etwa den trampelnden Crescendi der Marschmusik, die rücksichtslos heiter die Rhythmen von Perkussionist Bani Silva Prado überdonnern. Auch das schlichte und dadurch höchst variable Bühnenbild von Andrey von Schlippe vermag seinen spezifischen Charakter unter musikalischen Einfluss kurzerhand vom Tanzclub in Sophiatown zur Einzelhaftzelle zu wandeln.
 
Ein Stück, das detaillierte Information, politische Stellungnahme und ästhetisch verspielte Musical-Elemente vereint und ebenso aufrüttelt wie amüsiert.
 
Von Marieke Henriques - Pforzheimer Zeitung, 30.9.2010
 
   

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Packendes Schauspiel

APARTHEID / In einer bilderreichen Geschichte wurde das Leben Mandelas nachgezeichnet.

AMSTETTEN. "Warum stehe ich einem weißen Richter gegenüber, einem weißen Staatsanwalt, werde von weißen Wärtern begleitet", sagte der spätere Friedensnobelpreisträger in seiner Verteidigungsrede. In einem Schauspiel mit Musik von Gerold Theobalt werden die speziellen Momente des mit mehreren Bannungen, Festnahmen und Gerichtsprozessen bedrohten und dennoch auf Versöhnung und Dialog setzenden Nelson Mandela nachgezeichnet. Es sind Worte und Gesten, mit denen es gelingt, die Persönlichkeit Mandelas vor dem Publikum erstehen zu lassen. Geschickt werden musikalische Einlagen in die Szenarien montiert.
Die Geschichte berührt und macht die Geschichte der Apartheid in Südafrika lebendig. Die Mandela-Story "Endlich frei" zeigt kraftvoll und subtil die moralischen Entscheidungen, die die politischen Verhältnisse vom Einzelnen verlangen.
 
Von Leopold Kogler - NÖN, Woche 39/2010
 
   

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Fesseln der Unterdrückung gesprengt

Vöhringen: Weil er für Recht und Freiheit kämpfte, raubte man ihm 27 Jahre seines Lebens. Aus Nelson Mandelas Lebensgeschichte hat Gerold Theobalt das Theaterstück „Die Nelson-Mandela-Story - Endlich frei“ geformt, in Szene gesetzt von Barry L. Goldman. Vier Jahrzehnte Freiheitskampf fließen wie im Zeitraffer in eine Zweieinhalb-Stunden-Biografie. Eine Aufführung voller Spannung, Emotionen und packenden Szenen. Einen besseren Start in die neue Abonnementsaison hätte man sich für das Wolfgang-Eychmüller-Haus nicht wünschen können. Im Mittelpunkt steht Nelson Mandela, ein junger Anwalt, der sehr schnell zur charismatischen Leitfigur im Kampf um Freiheit wird, sich gegen Demütigung und Entrechtung zur Wehr setzt. Er will ein Südafrika, in dem Schwarz und Weiß in friedlicher Koexistenz leben und einander respektieren. Goldmans Inszenierung lässt die Zuschauer teilhaben an einer Entwicklung, in der der African National Congress (ANC) kämpferischer Gegenpol zur herrschenden Klasse wird. Die hält die Apartheid für das einzige Mittel, um der in Südafrika lebenden weißen Minderheit ihren Machtanspruch zu sichern. Zynisch wird das als Möglichkeit bezeichnet, um jeder Rasse das Recht einzuräumen, „sich selbst zu verwirklichen", wie es der Autor ausdrückt.
 
Ron Williams mit authentischer Ausstrahlung auf der Bühne
 
Ron Williams als Nelson Mandela überzeugt durch seine Bühnenpräsenz. Sein Kampf gegen Unterdrückung und Rassismus wirkt auf der Bühne durch seine Ausstrahlung so authentisch, dass man im Publikum in manchen Szenen die Betroffenheit förmlich greifen kann. An seiner Seite Winnie, seine Frau (Dominique Siassia). Aber aus der liebenden Ehefrau wird eine vom Fanatismus besessene Kämpferin. Sie wirft Mandela vor, seine Ideale zu verleugnen und mit dem Präsidenten des Apartheid-Regimes, de Klerk, (Jörg Reimers) zu kollaborieren, weil man ihm in Gefangenschaft einige Annehmlichkeiten eingeräumt hat. Aber diese Wandlung wird verständlich. Winnie Mandela durchleidet ein Martyrium an physischer wie psychischer Folter. Wenn in einer brutalen Gefängnisszene die Stimme von Maria Callas eingespielt wird und eine gedemütigte Winnie Mandela am Boden liegt, erleben die Zuschauer einen Moment großen Theaters. Die innere Wandlung der Winnie Mandela ist vollzogen. Eiskalt zitiert sie, „Rache ist eine Speise, die man kalt genießt." Kalt bleibt auch das Verhältnis zwischen dem Ehepaar Mandela, auch als der Freiheitskämpfer zum Präsidenten gewählt wird. Allerdings wird auch Geschichtsklitterung deutlich. Denn die Ehe scheitert letztendlich daran, dass die als „Mama Afrika" verehrte Winnie Mandela Terror gegen Andersdenkende ausübt und in unrühmliche Skandale verwickelt ist.
 
Kreischende Alarmsirenen erzeugen Frösteln
 
(Ronald Mkwanazi) als Bischof Tutu hat eine frappierende Ähnlichkeit in Sprache und Gestik mit dem Geistlichen, der für sein gewaltloses Engagement 1984 mit dem Frie¬densnobelpreis ausgezeichnet wird. Aber auch die übrigen Mitglieder des Ensembles überzeugen. Sie bewegen sich in einer Kulisse mit beweglichen Wellblechwänden, vergitterten Gefängniszellen, verschiebbaren Stellflächen und Stühlen aus Drahtgeflecht mit überhöhten Lehnen. Kreischende Alarmsirenen erzeugen Frösteln. Beeindruckend sind auch die Songs, die Ron Williams mit kräftigem Bariton singt. Ganz am Rande, aber allseits präsent ist Bani Silva Prado, der mit seinem Percussioninstrumentarium akustisch afrikanische Atmosphäre einfängt, vor allem wenn die Freiheitshymne „Nkosi Sekelel' i Africa" - „Gott schütze Afrika" erklingt. Ein Theaterabend, der unter die Haut geht. Die Besucher erheben sich und spenden lang anhaltenden Beifall als Respekt vor Nelson Mandela und der Leistung des Ensembles.
 
Von Ursula Katharina Balken - Illertisser Zeitung, 20.9.2010
 
   

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Zwischen Hass und reifer Weisheit

Theater: Bühne Kempf zeigt packende Nelson Mandela Story "Endlich frei" in der Aschaffenburger Stadthalle
 
(Originalkritik als PDF)

 
Aschaffenburg "Es ging doch nicht um die Farbe der Hautpigmente - es ging um Gewalt, um an der Regierung zu bleiben!" Der inhaftierte weiße Massenmörder Eugene de Kock schleudert es dem schwarzen Bischof Desmond Tutu entgegen

 
"Rassentheorie, das war doch nur Folklore für begriffsstutzige Buren-Schädel!" Ein packendes Stück mit grell aufflammenden Dialogen ist dem Theater Kempf aus Grünwald mit der Nelson Mandela Story "Endlich frei!" gelungen. Am Sonntagabend wurde sie vor rund 600 Zuschauern in der Stadthalle aufgeführt.
 
In scharf gezeichneten Bildern vor schlichter, raffiniert beweglicher und aussagekräftig stilisierter Kulisse (Andrey von Schlippe) beleuchtet das im Januar in Iserlohn uraufgeführte Schauspiel von Gerold Theobalt mit der Musik von Wolfgang Schmidtke in zwei Stunden kaleidoskopartig die 40 Jahre, in denen der Freiheitskämpfer und spätere Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela das brutale Apartheits-Regime in Südafrika mit zu Fall bringt und erster schwarzer Präsident seines Landes wird. Regie führte Barry L. Goldmann.
 
Es ist ein lautes, schnelles Stück voller Spannung, in dem die nur sieben Schauspieler in immer neue Rollen schlüpfen, etwa de-Kock-Darsteller Jörg Reimers, der auch Präsident de Klerk, Polizist und Richter ist. Schüsse gellen, Sirenen heulen. Dröhnende Radiodurchsagen, Lärm von Soldatenstiefeln und Massenpanik, Blutvergießen auf den Straßen und immer wieder die ins Mark gehenden Trommeln, die der begnadete brasilianische Perkussionist Bani Silva Prado schlägt und dazu die Stimmen eines ganzen Buschdorfs lebendig werden lässt. Sein Versteck aus langen weißen und roten Ästen steht für die Wurzeln des Titelhelden. Von dort aus spricht der Xhosa-Häuptling seinem Volk Trost zu. Ronald Mkwananzi verkörpert den Stammesführer, doch seine wirklich großen Momente hat er als Bischof Tutu: mitreißend lebendig, menschlich und gewitzt. "Politik macht man mit dem Hirn, nicht mit dem A...!", rät er Mandela wiederholt.
 
Meister des Schicksals
 
Ron Williams gelingt es, sowohl das optimistische Ungestüm des ehrgeizigen Rechtsanwalts und Intellektuellen in jungen Jahren als auch die Reife und Weisheit des in 27 Gefängnisjahren nicht gebrochenen Mannes zu verkörpern. "I 'm the master of my fate, I 'm the captain of my soul" (ich bin der Meister meines Schicksals, ich bin der Befehlshaber meiner Seele), ist eines der elektrisierenden Lieder, die das Charisma des Freiheitskämpfers greifbar machen.
 
Die Verquickung von Politik und Privatleben in "Endlich frei!" nimmt dank Diana M. Müller Shakespearsche Dichte und Komplexität an. Müller spielt die Wandlung der Winnie Madikezela-Mandela von der mutigen jungen Kämpferin an der Seite ihres Mannes zum kalten Monster mit atemberaubender Intensität und lässt trotzdem Platz für einen Hauch von Ironie. Unter die Haut gehender Höhepunkt der Aufführung ist der Monolog Winnies im Untersuchungsgefängnis, zu dem die "Norma"-Arie der Callas erklingt.
 
Die geschundene Frau erzählt von den erlittenen Qualen und Demütigungen. Das Erlebte hat sie zerbrochen: Als die Gefängniswärterin (gespielt von der vielseitig in etliche andere Rollen schlüpfenden Gabriele Welker) sie erneut brutal erniedrigt, wehrt Winnie sich, überwältigt von Hass, und schlägt die Peinigerin beinahe tot.
 
Humorvoll
 
Dennoch ist es auch ein humorvolles Stück, in dem afrikanische Lebensfreunde und -klugheit die Oberhand behält, etwa im Streitgespräch des Ehepaars nach Mandelas Entlassung. "Wir werden der Welt ein perfektes Schmierentheater vorspielen", meint der Gehörnte, resigniert einsehend, dass "mit nachlassender Potenz die Fantasie" wachse. Die Musik tut ein Weiteres zur Auflockerung nach blutvoller Dramatik. Da erklingt zu Beginn des Stücks Swing von Duke Ellington. Die Hymne "Nkosi Sikelel' iAfrika" (Gott segne Afrika) lässt zum Ende hin Hoffnung aufstrahlen.
 
Als schließlich der neue schwarze und der alte weiße Präsident, der Bischof und Mandelas Getreue zusammen zum Lied "Endlich frei!" ausgelassen tanzen, kennen die Zuschauer, die zuvor schon nicht mit Szenenapplaus gegeizt haben, kein Halten mehr und klatschen, pfeifen und trampeln, was das Zeug hält - absolut verdient.
 
Melanie Pollinger - Main-Echo, 27.10.2009
 
   

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Start der Theatersaison mit der bewegenden Lebensgeschichte von Nelson Mandela

PLOCHINGEN "Batabata!" Die Paare, schwarz und weiß, swingen gemeinsam zu heißen Rhythmen. Hier in der Bar in Sophiatown verliebt sich Nelson Mandela in die junge Winnie. Plötzlich bricht die Brutalität des Polizeistaates Südafrika über die lebenslustige Gesellschaft herein. In beklemmenden Szenen schildert das Schauspiel "Endlich frei" von Gerold Theobalt die Lebensstationen Mandelas, der 27 Jahre lang hinter Gittern saß, bis er 1994 zum Präsidenten gewählt wurde.
 
Soll man Gewalt mit Gegengewalt beantworten? Und was bedeutet Schuld? Das Publikum in der Plochinger Stadthalle wurde mit Fragen konfrontiert, die nicht nur in Südafrika kompliziert zu beantworten sind. Einer der Henker, Eugene de Kock (Jörg Reimers), der später für seine Verbrechen verurteilt worden war, kam zu Wort. "Es war nicht die Hautfarbe, sondern eine Machtfrage", meinte de Kock zu Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu (Ronald Mkwanzi). Später schleuderte der Berufsattentäter einer weinerlichen, scheinbar unwissenden Farmersfrau (Gabriele Welker, die auch die Abgeordnete Helen Suzmann spielte) entgegen: "In diesem Land gibt es keine unschuldigen Weißen". Moralische Überlegenheit sei mächtiger als ein militärischer Einsatz, meinte Tutu an anderer Stelle.
 
Den Schauspielern gelang es mit augenzwinkernden Zynismus und authentischer Intensität, das Publikum in den Bann zu ziehen. Starker Tobak also zum Beginn der Theatersaison in Plochingen. Dennoch gelang der Truppe der Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung.
 
Von Sabine Försterling - Eßlinger Zeitung, 10.10.2009
 
   

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Theatersaison: Bravouröser Start

Die Nelson Mandela Story in der Stadthalle Rheine - einen eindrucksvolleren Start in die Theatersaison 2009/2010 hätte man sich nicht wünschen können.
 
Die Besucher ließen sich von dem einfach wunderbar spielenden und singenden Ensemble um den bekannten Ron Williams in eine andere Welt und Zeit entführen. Das geschickt inszenierte Stück verband die Biografie des späteren Friedensnobelpreisträgers und die zynisch-brutale Apartheidpolitik in Südafrika und komprimierte in Rückblicken und Überblendungen vier Jahrzehnte auf gut zwei Stunden.
 
Auf Leib geschrieben
 
Die zeitlose Thematik - Unterdrückung, Widerstand, Hoffnung - erschütterte in dieser komplexen Produktion von Wort, Tanz und Gesang. Ron Williams hat in den letzten Jahren schon in Musikproduktionen als Ray Charles und Martin Luther King die Menschen zu Herzen gerührt; die Rolle als Nelson Mandela ist ihm ebenso auf den Leib geschrieben.
 
Spirituals
 
Die Musik pendelte zwischen Klassik, Swing und Songs, deutlich an Spirituals orientiert. Und als Musiker ist Ron Williams eine Persönlichkeit, die eben Grenzen meisterhaft überwindet. In dieser dem bedeutenden Mann würdigen Hommage "Endlich frei" war alles auf die Darstellung der Charaktere konzentriert. Kein überflüssiges dramaturgisch überzogenes Beiwerk lenkte vom intensiven Erlebnis ab. Das wohl konzipierte Bühnenbild wandelte sich erstaunlich schnell vom Wohnraum in einen Hochsicherheitstrakt mit grell dröhnender Sirene. Die intensive Spielweise des charismatisch agierenden Ron Williams als Nelson Mandela wurde glänzend ergänzt durch Diana Marie Müller als Winnie Madikizela-Mandela, die sich im Laufe der Inszenierung von der jungen, attraktiven zur resoluten und kampfbereiten, durch Verbannung und Folter leidgeprüften, aber nicht gebrochenen Frau entwickelt.
 
Schauspielkunst
 
Völlig einsam und abgerissen erlebt man sie am Ende in einer einfach ergreifenden Szene. Am Boden einer Einzelzelle, drangsaliert von einer weißen Wärterin, erklingt die unvergleichliche Stimme der göttlichen Maria Callas mit dem Gebet der Norma aus Vincenzo Bellinis gleichnamiger Oper. Das war nun wirklich große Schauspielkunst. In den Ablauf der Geschichte eingeschoben waren Gefängnisverhöre, die Ronald Mkwanazi in der Rolle des Bischofs Desmond Tutu und Jörg Reimers als Eugene de Kock, Anführer einer Sondereinheit, zeigten. Bravo-Rufe und Standing Ovations waren der Dank eines begeisterten und ergriffenen Publikums.
 
Von Axel Engels - Münstersche Zeitung, 30.09.2009
 
   

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Lebensgeschichte des afrikanischen Friedensnobelpreisträgers auf der Bühne

Es ist die Geschichte Südafrikas, seiner brutalen Apartheidpolitik, der Unterdrückung von 40 Millionen Schwarzen durch vier Millionen Weiße. Aufs Engste verbunden mit der Geschichte Nelson Mandelas, des 1918 geborenen Sohnes eines Häuptlings des Thembu-Stammes, der Rechtsanwalt wurde und 1942 als Freiheitskämpfer dem ANC (African National Congress) beitrat.
 
In gut zwei Stunden bringt das Kempf-Gastspiel-Theater 40 Jahre Freiheitskampf auf die Bühne und trifft genau sie richtige Mischung zwischen Information und Unterhaltung. Ron Williams verkörpert überzeugend die Entwicklung Mandelas von der zentralen Leitfigur des Kampfs um die Verwirklichung der Menschenrechte, über den Strafgefangenen, den auch 27 Jahre Haft nicht brechen, bis hin zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika.
 
Der Zuschauer erfährt auch Persönliches und erlebt die aufkeimende Liebe des noch verheirateten Vaters dreier Kinder zu der jungen Winnie mit. Diana M. Müller bringt als Winnie Mandela, die sich voller Enthusiasmus den Friedenskämpfern anschließt, eine fröhliche und heitere Note ins Spiel. Sie ist es aber auch, die in der emotional ergreifendsten Szene des Stücks die ganze Dramatik jener Zeit zum Ausdruck bringt.
 
Wandlungsfähigkeit in bis zu vier verschiedenen Rollen
 
Heitere, aber besinnliche Akzente setzt Ronald Mkwanazi als unkonventioneller Bischof Desmond Tutu. Angst und Schrecken verbreiten die überheblich und brutal auftretenden weißen Polizisten und Gefängniswärter, wobei die Schauspieler eindrucksvoll deutlich machen, dass sie auch anders können. Gabriele Welker, Jörg Reimers, Nik Felice und Matthias Horbelt stellen ihr Können und ihre Wandlungsfähigkeit in bis zu vier verschiedenen Rollen unter Beweis.
 
Für die Entspannung aber auch fürs Herz waren die Gesangsstücke, die fast alle aus der Feder von Ron Williams stammen. Einen guten Service bot das Programmheft mit ausführlichen Informationen über die Hintergründe der Apartheid in Südafrika.
 
Das Beverunger Publikum bedankte sich mit frenetischem Beifall beim Ensemble.
 
Von Roswitha Hoffmann-Wittenburg - Neue Westfälische, 25.9.2009
 
   

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Ein Leben für die Gerechtigkeit

Die »Nelson Mandela Story« mit einer grandiosen Gesamtleistung, Dichte und spannende Darstellung. Ein brillantes Ensemble in einer bewegenden Inszenierung.
 
Oberkirch. Gerold Theobalts geschickt gebautes Mandela-Stück, inszeniert von Barry L. Goldman, verarbeitet die Biografie des späteren Friedensnobelpreisträgers und die zynisch-brutale Apartheidpolitik in Südafrika. Komprimiert werden in Rückblenden und Überblendungen vier Jahrzehnte auf gut zwei Stunden. Ein zeitloses Thema: Unterdrückung, Widerstand, Hoffnung, das in einer komplexen Inszenierung von Wort, Tanz und Gesang vermittelt - aber nicht der Show geopfert wird, aus Mandela wird in der Inszenierung der Theatergastspiele Kempf kein Musical-Star gemacht.
 
Im Zentrum steht Nelson Mandela, die Leitfigur für Menschenrechte und sein Weg vom jungen Anwalt, charismatischer Anführer der Anti-Apartheid-Bewegung, über den Strafgefangenen, der 27 Jahre seines Lebens hinter Gittern saß, bis zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika. Beeindruckend in jeder Szene ein authentischer Ron Williams, bekannt für seinen Einsatz gegen Rassismus, der Mandela selbst kennengelernt hat und dessen Charisma widerspiegelt: kluges, überlegtes Handeln bei gleichzeitiger Härte, was die Aktionen des African National Congress (ANC) betrifft.
 
Highlights sind auch seine mitreißenden Songs wie »Jabavu sleeps« oder »A message to my people«. Mit starker Präsenz zeigt er den Freiheitskämpfer, unterstützt von seiner Frau Winnie, die schließlich selbst verschleppt und eingesperrt wird. In einer Gefängnisszene wird Diana Marie Müllers enorme schauspielerische Qualität deutlich. Von der lebensvollen, jungen, attraktiven Kämpferin wandelt sie sich im Laufe der Gefangenschaft zu einer abgestumpften, verbitterten Frau, von Hass zerfressen - die Leiden der jungen Frau, in Verbannung und Folter gedemütigt, werden deutlich und berühren. Glaubwürdig auch der Blick hinter die Fassade der brüchig gewordenen Beziehung zu ihrem Mann, der in der Isolation nicht gebrochen wird, auch wenn man ihm die vielen Jahre Haft an seinen eingerostet wirkenden Bewegungen ansieht.
 
Großes Kompliment an den - auch fernsehbekannten - Verwandlungskünstler Jörg Reimers, der in einer Gerichtsverhandlung den zynischen Eugene de Kock gibt, aber auch den klugen, weitschauenden Präsidenten de Klerk, der mit Mandela das Ende der Apartheid aushandelt. Ein klasse Ronald Mkwanazi als Friedensnobelpreisträger Bischof Tutu, der auf moralische Überlegenheit setzt (»Politik macht man mit dem Hirn, nicht mit dein Arsch«) und in Verhören die Handlung aufrollt.
 
Afrikanische Rhythmen
 
Ein Bretterverschlag mit verschiebbaren Wänden, mehrere Gitterelemente, kniehohe Holzsymbole, ein paar magere Baumstämme, hinter denen afrikanische Trommeln aufgestellt sind - daraus lassen sich, kombiniert mit guter Lichtführung, die verschiedensten Schauplätze errichten - dazu der großartige brasilianische Perkussionist Bani Silva Prado, der den Freiheitskampf mit afrikanischen Rhythmen unterstützt und für dichte Stimmung sorgt.
 
»Endlich frei« hieß es schließlich durch Mandelas versöhnliche und zugleich unnachgiebige Haltung - ein absolut begeistertes und beeindrucktes Publikum spendete minutenlangen Applaus.
 
Der Einstieg ins neue Theaterabonnement hätte nicht glänzender sein können.
 
Von Johanna Graupe - Acher-Rench-Zeitung, 22.9.2009
 
   

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Gesungener Freiheitskampf

Nelson Mandela als Musical in Taufkirchen Für die Grünwalder Theatergastspiele Kempf ist der Sänger und Schauspieler Ron Williams bereits erfolgreich in die Rollen von Martin Luther King und Ray Charles geschlüpft. Am vergangenen Samstag konnten die Zuschauer im Ritter-Hilprand-Hof den Künstler nun als Freiheitskämpfer Nelson Mandela erleben. Regisseur Barry L. Goldman hat die Lebens- und Leidensgeschichte des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas für Tourneetheater-Prinzipalin Margit Kempf als „Schauspiel mit Musik" von Gerold Theobalt bewegend in Szenen gesetzt. Ron Williams selbst komponierte und textete zusammen mit Michael Ruff und Wolfgang Schmidtke die berührenden Songs, die in dem Stück mit den offenen Szenenwechseln vom leidvollem Kampf der Schwarzen gegen die Unterdrückung durch das weiße Unrechtsregime erzählen. Als roter Faden dient die Gerichtsverhandlung gegen Eugene de Kock. Jörg Reimers stellte den 1997 zu lebenslanger Haft verurteilten größten Verbrecher des Apartheid-Regimes betroffen machend zynisch dar. „Um Macht" sei es bei der blutigen. Durchsetzung der Rassentrennung gegangen, erklärt er Bischof Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi), dem Weggefährten Mandelas, der sich stets für den gewaltfreien Freiheitskampf der Schwarzen einsetzte. Doch die brutalen Übergriffe der Weißen erzeugen immer mehr Gegengewalt. Für den von ihm geführten ANC (African National Congress) ruft Nelson Mandela schließlich zum bewaffneten Widerstand auf - und wird inhaftiert. Da hat er seine Winnie (dynamisch: Diana M. Müller) schon geheiratet, die selbst für den Freiheitskampf in Haft genommen und gefoltert wird. All diese Ereignisse bis hin zur Kapitulation des Apartheid-Regimes und Mandelas triumphaler Wahl zum Präsidenten 1994 wurden von den stimmlich und schauspielerisch überzeugenden Darstellern beeindruckend auf die Bühne gebracht. Das Bühnenbild mit der Schiebetüren-Konstruktion und den Holzfiguren, welche die geknechteten südafrikanischen Menschen symbolisierten, erwies sich dabei als kongeniale Idee.
 
Von „Sophiatown", der Shantytown, sang man fröhlich auf der Bühne, bevor das Unrecht begann. Mit betörenden Rhythmen kommentierten auch magisch wirkende afrikanische Lieder wie „The Long Road to Freedom" oder „Winnie's Song" den Weg bis zum Sieg über die weißen Unterdrücker, die mit „Brettern" vor den Köpfen in ihrer tumben Machtbesessenheit dargestellt wurden. Die Darstellungen von Reverend Tutu als Mann des Friedens, Winnie als gebrochener Frau, die ihre Liebe zu Mandela verliert - und vor allem auch der Ausnahme-Percussionist und Sänger Bani Silva Prado an seinen afrikanischen Instrumenten sorgten für einen betroffen machenden Theaterabend. „He was down, but never broken" sang Ron Williams mit seiner warmen und kraftvollen Bluesstimme, als Mandela nach 27 Jahren Gefängnis als grauhaariger, alter Mann endlich in die Freiheit entlassen wurde. Williams verstand es großartig, sein Showtalent ganz in den Dienst dieser Hommage an eine lebende Legende zu stellen. Die schönsten Songs dieser Produktion gibt es auch auf CD.
 
Von Roswitha Grosse - Süddeutsche Zeitung, 30.09.2009
 
   

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Leben hinter Gittern für den Freiheitskampf

Theater im Hofgarten - Die «Nelson-Mandela-Story» fasziniert als mitreißendes Musiktheater
 
Nein, Gott hat keine «zweite Garnitur» bei der Erschaffung des Menschen vorgesehen, das haben sich Jahrtausende später perfide Geister und machtbesessene Egomanen ausgedacht! Nein, es gibt keine rassenspezifische Überlegenheit, nur die Überlegenheit des Geistes und der Menschlichkeit über Ignoranz und Gewalt. Und es gab und gibt im Verlauf der Menschheitsgeschichte mit ihren Irrtümern und Verwerfungen immer wieder starke Persönlichkeiten, die den Kampf aufnehmen gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit.

 
Einer von ihnen ist Nelson Mandela, der fast drei Jahrzehnte seines Lebens hinter Gittern verbrachte, um seinen schwarzen Mitbürgern in Südafrika die Freiheit zu erkämpfen. Gerold Theobalt hat ein Schauspiel mit Musik um diese legendäre Gestalt gerankt, das jetzt in der brillanten Inszenierung von Barry L. Goldmann zum Spielzeitauftakt im Immenstädter Hofgarten für Begeisterungsstürme sorgte. Trotz authentischer Tatsachen-Orientierung schufen Autor und Inszenierung dank peppiger Live-Musik und einem absolut hinreißenden Ensemble ein höchst unterhaltsames Musical.
 
Die erste Szene (vor pfiffigem Bühnenbild von Andrey von Schlippe) bot Rückblicke in Zeiten der noch unbeschwert fröhlichen Koexistenz von Schwarz und Weiß. In einer angesagten Disco tanzte man ausgelassen miteinander, bis martialische burische Ordnungshüter dem Ganzen ein für allemal ein Ende bereiteten und die Apartheid erfanden. Der Rest ist Geschichte. Ab sofort wurde die schwarze afrikanische Mehrheit ihrer Menschenrechte beraubt und in Ghettos «umgesiedelt». Im Untergrund formierte sich der Widerstand der Geknechteten - und Mandela wurde ihr aktivster Führer.
 
Mit dem afroamerikanischen Multi-Talent Ron Williams hatte diese packende Inszenierung der Theatergastspiele Kempf eine brillante Mandela-Inkarnation gefunden. Stimmlich wie gestalterisch virtuos verkörperte er die unbeugsame Stärke und den humanitären Geist dieser Ausnahme-Persönlichkeit. Der gebürtige Südafrikaner Ronald Mkwanazi war ihm in der sensibel ausgefeilten Rolle des Desmond Tutu absolut ebenbürtig. Eine weitere Schlüsselrolle spielte Winnie Madikizela-Mandela. Diana M. Müller zelebrierte diesen diffizilen Part von der Wandlung einer lebensfrohen enthusiastischen Geliebten und Weggefährtin zur durch Folter und Haft versteinerten, hasserfüllten Frau als ausdrucksstarke Charakterstudie. Überzeugend nuanciert agierte auch Jörg Reimers in verschiedenen, subtil ausgefeilten Rollen (vor allem als «Schlächter» de Kock sowie als souveräner Verhandlungsführer de Klerk). In unterschiedliche Gestalten schlüpften noch - unisono überzeugend - Gabriel Welker, Nik Felice und Matthias Horbeit. Weil´s ein Happy End gab in der realen Geschichte Nelson Mandelas, der die Apartheid zu Fall brachte, gemeinsam mit de Klerk den Friedensnobelpreis erhielt und 1994 zum ersten schwarzen Staatspräsidenten Südafrikas gewählt wurde, entlud sich dieses dichte, temperamentvolle Theaterstück mit einem furiosen musikalischen Finale, das mit Ovationen vom begeisterten Publikum gewürdigt wurde.
 
Von Rosemarie Schwesinger - Allgäuer Zeitung, 23.9.2009
 
   

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Eine würdige Hommage

Wie fühlt es sich an, wenn man Sklave im eigenen Land ist? Wie fühlt es sich an, wenn man im Recht ist, aber nicht Recht bekommt? Und wie fühlt es sich an, wenn man für seinen großen Traum von Freiheit hinter Gitter muss? Wenn es einer weiß, dann er: Nelson Mandela. Die Geschichte des südafrikanischen Freiheitskämpfers ist eine Geschichte vom Nicht-Aufgeben und vom Nicht-Verzweifeln. Eine Geschichte mit Herzblut. Einen bewegenden Eindruck davon verschafften die Theatergastspiele Kempf im Waldkraiburger Haus der Kultur.
 
Die Studentenstadt Sophia Town ist der Inbegriff jugendlicher Lebenslust. In den Bars und Kneipen wirbeln die Tellerröcke weißer und schwarzer Mädchen zu Swing-Rhythmen durch die Luft. Bis die Regierung von Südafrika 1955 beschließt, "diesen Sumpf trocken zu legen". Die schwarzen Einwohner, unter ihnen der junge Nelson Mandela (gespielt von Ron Williams), werden in ein Township abtransportiert.
 
Doch Nelson, von seinen Freunden Madiba genannt, will nicht länger passiven Widerstand leisten. Eine Entscheidung, die sein Leben prägt. Madiba fordert das Ende der Apartheid, zunächst mit allen Mitteln. Doch sein Freund, der Priester Desmond Tutu (gespielt von Ronald Mkwanazi), ruft ihn zur Vernunft auf: "Moralische Überlegenheit ist mächtiger als militärische Gewalt."
 
Während Nelson Mandela sein Leben dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit der weißen "Buren" verschreibt, entspinnt sich mittendrin seine eigene Liebesgeschichte. "Gefährlich und aufregend zugleich" ist es, mit Madiba liiert zu sein, doch die junge Winnie, dargestellt von einer überragenden Diana Marie Müller, hat sich in den Häuptlingssohn aus der Transkei verliebt. Und so dauert es nicht lange, bis das junge Ehepaar getrennt wird. Nelson Mandela wird als einer der Anführer des African National Congress (ANC) zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch wie lange ist schon lebenslänglich?
 
Hier ein metallisches Surren. Dort das eiserne Klicken der eisernen Gefängnistüren. Die durchdringenden Stimmen der Polizisten durchschneiden die Stille. Die Gefängnisinsel Robben Island steht in krassem Kontrast zum restlichen Bühnenbild. Afrikanische Steppe, bunte Beleuchtung, ein Trommler in Landestracht am rechten Bühnenrand - einfache Eisengitter, das gedämmte Licht und die bulligen Polizisten in blauen Bomberjacken auf der anderen Seite. Die Theatergastspiele Kempf zeigen eine Mischung aus Theater und Musical, versehen mit einer kleinen Prise Humor und jeder Menge Leidenschaft.
 
Die Zustände in Südafrika spitzen sich zu, denn der ANC kämpft stärker gegen die Regierung an. Auch Winnie muss ins Gefängnis, sie kommt in Einzelhaft. Die Isoliertheit macht Madibas Frau langsam verrückt. Zusammengekauert sitzt sie am nackten Boden ihrer Zelle, die Kleider zerrissen. Die Decke in ihrer Hand formt sie immer wieder zu einer Puppe, wiegt sie sanft in den Schlaf. Als die Wärterin kommt und ihr die Bibel aus der Hand reißt, ihr absichtlich auf den Fuß tritt, beginnt Winnie zu schreien. Es ist ihr Hass, der sich entlädt. Der Hass der Weißen gegen die Schwarzen, der sich auf die junge Frau übertragen hat. Diese Szene in der Zelle ist wohl der Höhepunkt des Schauspiels. Winnies Schrei und das hämische Lachen der Wärterin (Gabriele Welker) jagen einen Schauer über die Rücken der Zuschauer. Die schauspielerische Perfektion der beiden Künstlerinnen berührt und fesselt zugleich.
 
27 Jahre hat Nelson Mandelas "lebenslänglich" gedauert. Eine Zeit, die lang genug war, um seinen Traum, das Ende der Apartheid, zu erreichen. Nelson Mandela hat sein Leben diesem aufopfernden Kampf gewidmet. Die Theatergastspiele Kempf haben ihr Schauspiel mit Musik einem wunderbaren Mann gewidmet. Eine würdige Hommage.
 
Christina Kufer - Waldkraiburger Nachrichten, 23.09.2009
 
   

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Stück fesselt die Zuschauer

RAVENSBURG - Anhaltende Ovationen hat es am Donnerstagabend im Ravensburger Konzerthaus für das Bühnenwerk "Endlich frei - Die Nelson Mandela Story" gegeben. Das Schauspiel mit Live-Musik konzentrierte sich auf die Charaktere und das überzeugte. Ron Williams als Mandela und Diana M. Müller sind wie geschaffen für die Hauptrollen.
 
Die Story des ersten schwarzen Präsidenten der Republik Südafrika spielt in einem Bühnenbild von Andrey von Schlippe, das sich erstaunlich schnell und mit wenig Aufwand vom Wohnraum zum Hochsicherheitstrakt mit grell dröhnender Sirene wandelt. Zwischen diesen Spielorten hat Regisseur Barry L. Goldman seine Inszenierung von Gerold Theobalts Werk angesiedelt. Es sind zugleich die wesentlichen, an denen Mandela, von Winnie anfangs noch zärtlich "Nel" genannt, sein politisch hochbrisantes Leben verbracht hat.
 
Winnie ist glänzender Gegenpart
 
Ron Williams besticht durch sein Charisma, das sich mit einem "in der Ruhe liegt die Kraft" umschreiben lässt. Er bringt das auf die Bühne, wodurch Mandela sein Ziel erreicht hat: kluges und wohlüberlegtes Handeln, sich möglichst nicht provozieren lassen bei gleichzeitiger Härte, was die Aktionen des African National Congress (ANC) betrifft. Den Gegenpart übernimmt seine zweite Frau, Winnie Madikizela-Mandela. Sie wandelt sich im Verlauf der über zweistündigen Inszenierung von der jungen, attraktiven zur resoluten und kampfbereiten, durch Verbannung und Folter leidgeprüften, aber nicht gebrochenen Frau. Völlig abgerissen und vereinsamt sitzt sie am Boden in einer Einzelhaftzelle. Aus dem Off erklingt Opernmusik, drangsaliert wird sie von einer weißen Wärterin (Gabriele Welker), die Winnie schließlich, jetzt selbst vom Hass zerfressen, überwältigt. Hier treibt Müller ihr schauspielerisches Talent auf den Höhepunkt, das im Anblick menschlicher Demütigung verstummen lässt und das emotionale Mitgehen im Auditorium spürbar machte.
 
In den chronologischen Ablauf eingeschoben sind Gefängnisverhöre, die der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi) mit Eugene de Kock (Jörg Reimers), dem Anführer einer Sondereinheit gegen Anti-Apartheid-Aktivisten, führt. Diese öffentlichen Anhörungen fördern Schuld und Leid beider Seiten zu Tage, wenn de Kock das Wort gegen einen schwarzen Mittäter (Nik Felice) an einem an Weißen verübten Massaker erhebt und ihn damit bloßstellt.
 
Trommeln forcieren Lebendigkeit
 
Zu lebenslangem Zuchthaus wird Mandela verurteilt. Der ursprünglichen Todesstrafe ist er damit entgangen. 27 Jahre bleibt er hinter Gittern und ergraut. Glaubhaft bringt Williams den Alterungsprozess auf die Bühne und er begeistert mit einem für Mandela typischen trockenen Humor. In seiner lebendigen Wirkung forciert wird das Gastspiel des Kempf-Theaters durch die Musik. Sie kommt live von dem brasilianischen Percussionisten Bani Salvi Prado und aus dem Off unter der Regie von Wolfgang Schmidtke.
 
Am 11. Februar 1990 erhält Mandela seine Freiheit zurück. Sie ist das Ergebnis seiner und der Verhandlungsbereitschaft von Dr. Niels Barnard (Matthias Horbelt) sowie des damaligen südafrikanischen Staatspräsidenten Frederik Willem de Klerk (Jörg Reimers). In diesen Schlussszenen fesselt das Stück durch Mandelas versöhnliche und zugleich unnachgiebige Haltung. Sie münden in ein berauschendes Finale mit Williams hymnischem Song "Endlich frei".
 
Schwäbische Zeitung, 14.3.2009
 
   

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Der lange Leidensweg eins Unbeugsamen
"Endlich frei - Die Nelson-Mandela-Story" in Fulda

FULDA. Die ergreifendste und intensivste Szene der eindrucksvollen Aufführung von "Endlich frei - Die Nelson-Mandela-Story" am Donnerstagabend im Fuldaer Schlosstheater gestalteten eine vorzügliche Schauspielerin und die wohl berühmteste und beste Sängerin: Während die unvergleichliche Stimme der göttlichen Maria Callas mit dem Gebet der Norma aus Vicenzo Bellinis gleichnamiger Oper erklang, in dem sie die "keusche Göttin" anfleht, auf Erden jenen Frieden zu verbreiten, den sie auch im Himmel herrschen lasse, schildert Diana M. Müller als Winnie Mandela die Grausamkeiten, die sie im Untersuchungsgefängnis erleiden musste. Die schmelzenden Legato-Bögen der wunderbaren Arie bilden einen faszinierend beklemmenden Kontrast zum Verzweiflungsmonolog einer Frau, aus der die Haft ein Monster machen wird.
 
Dieses selig-unselige Duett ist emotionaler Gipfelpunkt der Aufführung, den vor allem in zweiten Teil viele packend-beängstigende Passagen begleiten, die Barry L. Goldman gestaltet hat, der Regisseur des Schauspiels von Gerold Theobalt mit der Musik von Wolfgang Schmidtke.
 
Basis für die dramatischen Momente ist eine meist blutvolle, dichte und zunehmend spannende Inszenierung, die dem Anspruch des Autors gerecht wird, der - ganz im Sinne Schillers - das Theater als moralische Anstalt versteht. Dies gilt auch für Theobalts Politthriller über Martin Luther King und für seine Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday. Beide Schauspiele wurden in Fulda bereits zur Diskussion gestellt. Mit sehr positiver Resonanz.
 
40 Jahre in zwei Stunden
 
Theobalts geschickt gebautes Mandela-Stück verarbeitet die Biografie des späteren Friedensnobelpreisträgers und die zynisch-brutale Apartheidspolitik in Südafrika und komprimiert in Rückblicken und Überblendungen vier Jahrzehnte auf gut zwei Stunden. Die zeitlose Thematik - Unterdrückung, Widerstand, Hoffnung - wird in dieser komplexen Produktion von Wort, Tanz und Gesang vermittelt. Wobei dem Ausnahme-Percussionisten Bani Silva Prado ein Sonderlob gebührt. Natürlich auch Ron Williams, dem kongenialen Mandela-Darsteller und Sänger. Die Musik pendelt zwischen Klassik, Swing und Songs, deutlich an Spirituals orientiert.
 
Im Zentrum des Schauspiels steht Nelson Mandela, die Leitfigur für Menschenrechte, und sein Weg vom jungen Anwalt, Polit-Aktivisten und charismatischen Anführer der Anti-Apartheid-Bewegung, über den Strafgefangenen, der 27 Jahre seines Lebens hinter Gittern saß, bis zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika und weisen Führer. Ron Williams beglaubigt diese Entwicklung in jedem Augenblick und zeigt den Unbeugsamen als leidensfähigen, geduldigen und kraftvollen Mann voll natürlicher Autorität. An seiner Seite verkümmert Winnie Mandela (ausgezeichnet Diana M. Müller) von einer lebensfrohen Enthusiastin zu einer versteinerten Frau. Beeindruckend die Wandlungsfähigkeit von Jörg Reimers, unter anderem als Massenmörder de Kock und als Präsident de Klerk. Ronald Mkwanazi gibt Bischof Tutu scharfes Profil.
 
Nach der oft beklemmenden Aufführung wird das Ensemble vom begeisterten Publikum mit Ovationen belohnt und gefeiert.
 
Von Christoph A. Brandner - Fuldaer Zeitung, 21.2.2009
 
   

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Standing Ovations im Theater
Großartige Titelrolle: Ron Williams

Hameln. "Beeindruckend, mit welch einfachen Mitteln sie die Lebensgeschichte von Mandela auf der Bühne dargestellt haben", rühmte ein Theaterbesucher am Freitagabend. Das Lob gilt den Theatergastspielen Kempf, die mit "Endlich frei - Die Nelson Mandela Story" ein Schauspiel mit Musik von Gerold Theobaldt in der Regie von Barry L. Goldman zeigten, das bewegte.
 
Graue Schiebetüren aus Latten und Gittern, zwei Stühle und ein Radio bestimmen das Bühnenbild. Percussionist Bani Silva Prado sitzt inmitten einer bunten Buschimitation und eröffnet mit einem afrikanischen Trommelwirbel die Handlung. Sieben Schauspieler zeigen engagiert und schnörkellos am Leben von Nelson Mandela, der 28 Jahre lang unter der Bezeichnung "Gefangener Nummer 1" auf der Zuchthausinsel Robben Island interniert war, wie Südafrika das System der Apartheid überwinden konnte.
 
Großartige Titelrolle: Ron Williams
 
Lustiges und sehr Persönliches erlebt der Zuschauer - wie das erste Zusammentreffen mit Winnie, Mandelas zweiter Frau. Er hört außerdem Radioberichte über brutale Polizeieinsätze, über Blutvergießen in den Straßen. Er sieht Ärzte, die ihre Rassentheorien dozieren. Er verfolgt Sitzungen der Wahrheitskommission des Bischofs Tutu. Szenen, die die Vertrautheit mit der Persönlichkeit Mandela brechen und gleichzeitig vertiefen.
 
Ron Williams, bekannt für sein Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, scheint die Titelrolle wie auf den Leib geschneidert zu sein - mitreißend in den musikalischen Parts wie "Jabavu sleeps" und "Endlich frei". Auch Diana Marie Müller begeistert und bewegt in der Rolle der Winnie, die durch Einzelhaft und Folter in der Todeszelle völlig gebrochen wird und letztlich nur noch Hass kennt.
 
Über sich selbst sagt Mandela: "Ich bin ein gewöhnlicher Mensch, der unter außergewöhnlichen Umständen zu einem politischen Führer geworden ist." Dem Stück und allen Akteuren gelingt es in erstaunlicher Weise, diese Selbsteinschätzung zu vermitteln, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Bravo-Rufe und Standing Ovations sind der Dank eines begeisterten und ergriffenen Publikums. dar. Nach "I Have A Dream" und "Ray Charles" ein weiterer Erfolg für das Theater Kempf.
 
Von Renate Müller de Paoli - DEWEZET Kultur, 23.02.2009
 
   

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Mandelas Leben gezeichnet
Publikum begeistert von Ausdruckskraft der Künstler

Er steht für den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit und den Kampf gegen die Apartheid. Nelson Mandela ist eine lebende Legende. Im Bühler Bürgerhaus Neuer Markt brachte das Ensemble der Theatergastspiele Kempf mit dem Stück "Endlich frei - Die Nelson Mandela Story" von Gerold Theobalt die Lebens-, Leidens- und Erfolgsgeschichte des afrikanischen Freiheitskämpfers auf die Bühne und erntete dafür von einem absolut beeindruckten und begeisterten Publikum minutenlangen Applaus.
 
Mit gewaltigem Buschtrommeln läutete Bani Silva Prado (Percussions) das biografische Schauspiel mit Live-Musik ein und begleitete das gesamte Stück mit traditionellen afrikanischen Rhythmen.
 
Nelson Mandela brachte im Kampf gegen die Apartheid große Opfer; saß deswegen selbst 27 Jahre lang im Gefängnis, wurde nach Jahren des Kampfes 1994, bei den ersten freien Wahlen, schließlich zum ersten schwarzen Präsidenten der Republik Südafrikas gewählt und erhielt 1993 den Friedensnobelpreis.
 
Ron Williams - mit toller Singstimme - verkörperte die Rolle des charismatischen Freiheitskämpfers "Madiba" perfekt. In gesanglichen Einlagen gewährte er Einblicke in sein Seelenleben, zum Beispiel mit "He Was Down, But Never Broken". Die Musik von Wolfgang Schmidtke und Hauptdarsteller Ron Williams selbst, sorgte im Stück immer wieder für emotionale Momente; auch bei gefühlvollen ersten Begegnungen mit Mandelas Frau Winnie, gespielt von Diana Marie Müller, oder dem Abschied von ihr mit afrikanischen Gesängen.
 
Mandela engagierte sich ab 1955 im ANC (African National Congress). Auch seine Frau unterstützt ihn in allen seinen Vorhaben und wird schließlich selbst verschleppt und eingesperrt. In einer Gefängnisszene, kurz vor dem Wahnsinn, zeigt Diana Marie Müller enorm große schauspielerische Qualität. Von der jungen, fröhlichen und attraktive Kämpferin wandelt sie sich im Laufe der Gefangenschaft zu einer verbitterten Frau. Die Leiden der engagierten Kämpferin werden deutlich und berühren das Publikum. Ebenfalls sticht aus dem Ensemble Ronald Mkwanazi als Bischof Desmond Tutu (Friedensnobelpreisträger 1984) heraus. ("Politik macht man mit dem Kopf, nicht mit dem Arsch.") "Endlich frei", inszeniert von Barry Goldman, stellt die Lebensgeschichte von Nelson Mandela kritisch, dramatisch, gefühlvoll, aber nie ohne Humor dar. Nach "I Have A Dream" und "Ray Charles" ein weiterer Erfolg für das Theater Kempf.
 
Von Tanja Ott - Acher und Bühler Bote, 12.2.2009
 
   

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Unterdrückung mit Happy End
Nelson Mandela Story - Endlich frei

Fellbach. Es lebt sich äußerst bequem mit Attributen westlicher Zivilisation. Um so beklemmender ist es, mit dem Leid von Völkern konfrontiert zu werden, die für ihr Recht auf Leben kämpfen müssen. Eine dieser aufrüttelnden Geschichten ist "Die Nelson Mandela Story - Endlich frei".
 
"Klasse", sagte eine Besucherin nach der Aufführung des Schauspiels mit Musik der Theaterbühne Kempf. Nicht nur ein optisch und gesanglich überzeugender Ron Williams als afrikanischer Freiheitskämpfer Nelson Mandela trug zum Gelingen des Freitagabends in der Schwabenlandhalle bei. Das ganze Ensemble überzeugte - zum Teil in Mehrfachbesetzungen - und riss die Besucher zum Schluss zu begeistertem Applaus hin. Was der Stimmung natürlich zusätzlich gut tat, war das Happy End: Nach 27 Jahren im Gefängnis kommt der charismatische Anwalt Mandela nicht nur frei, sondern wird auch noch erster schwarzer Präsident des vorherigen Apartheid-Staates Südafrika.
 
Diesen mühsamen Weg dorthin vermittelte das Stück "Endlich frei" mit Mitteln der Unterhaltung - was es für die Zuschauer natürlich wesentlich erträglicher machte. Denn zu sehen und zu hören, wie vier Millionen Weiße 40 Millionen Schwarze unterdrückt haben, wie die Menschenrechte der dunkelhäutigen Einwohner mehr und mehr mit Füßen getreten wurden, wie jedes neue Rassentrennungs-Gesetz der weißen Regierung immer mehr Rechte beschnitt - das machte betroffen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Rassengleichheit noch lange nicht überall auf dem Globus herrscht.
 
Doch immer wieder sorgte die tolle Truppe mit Live-Trommler dafür, dass sich keine Depressionen im Publikum ausbreiteten. Mit Gesang, Scherzen und einer nur stilisierten Darstellung der Gefängniszustände.
 
Angesichts dieser brutalen und menschenverachtenden Unterdrückung durchzusetzen, dass moralische Überlegenheit wichtiger ist als militärische Gewalt, das ist wohl eins der höchsten Verdienste des Nobelpreisträgers Mandela. Das Verdienst von "Endlich frei" ist es, diese Geschichte aufklärend und unterhaltsam präsentiert zu haben.
 
Von Gabriele Lindenberg - Fellbacher Zeitung, 16.2.2009
 
   

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Endlich frei - ein Leben für Gerechtigkeit
Jubel für Theatergastspiele Kempf und Hauptdarsteller Ron Williams bei Landkreis-Premiere in Aschheim

Aschheim. "Als ich Nelson Mandela kurz nach seiner Befreiung bei einer Einladung Willy Brandts in Bonn kennenlernte, hätte ich mir nie träumen lassen. dass ich ihn einmal auf der Bühne verkörpern würde". Der Schauspieler Ron Williams kann es immer noch nicht richtig fassen, als Darsteller einer lebenden Legende auf der Bühne zu stehen. Als Produktion der Grünwalder Theatergastspiele Kempf feierte "Die Nelson Mandela Story - Endlich frei" mit Ron Williams in der Titelrolle am 24. Januar ihre Uraufführung in Iserlohn. Im ausverkauften Kulturellen Gebäude in Aschheim wurde das Schauspiel mit Musik am vergangenen Freitag zum ersten Mal im Landkreis München aufgeführt - und riss die Besucher zu kaum enden wollendem Beifall hin.
 
Autor Gerold Theobalt und Regisseur Barry L. Goldman haben für diese Produktion eine kluge Mischung aus starken Szenen und Musik (Wolfgang Schmidtke und Ron Williams) erarbeitet, die der großen Tragödie der Rassentrennung in Südafrika authentische Bühnenwirksamkeit verleihen. Hier wird das Thema nicht der Show geopfert. Auch Nelson Mandela wird dank der respektvollen Einfühlung von Ron Williams nicht als Musical-Ikone missbraucht. Die Gerichtsverhandlung gegen Eugene de Kock (zynisch gespielt von Jörg Reimers), dem größten Verbrecher des südafrikanischen Apartheid-Regimes, zieht sich wie ein roter dramaturgischer Faden durch das Stück. Befragt von Erzbischof Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi), der sich für den friedlichen Widerstand der Schwarzen gegen die Rassentrennung einsetzte, gibt de Kock 1995 seine Verbrechen zu. Im dramaturgischen Kunstgriff der Rückblenden wird Nelson und Winnie Mandelas Kampf gegen das Unrecht in Szenen gesetzt.
 
Erst angesichts der brutalen Übergriffe des weißen Regimes auf die schwarze Bevölkerung entschied sich der anfangs friedliche Protest des von Mandela geführten ANC (African National Congress) zur Gegengewalt, Mandela wurde inhaftiert.
 
Im Verlauf der 28-jährigen Haft wird aus Mandela ein alter Mann. Mit grauer Perücke und schaukelndem Gang stellt Ron Williams den Unbeugsamen dar, der schließlich mit Präsident de Klerk (Jörg Reimers) das Ende der Apartheid aushandelt. Die Ehe mit seiner zweiten Frau und Kampfgefährtin Winnie (Diana M. Müller) zerbricht, als Mandela 1990 "endlich frei" und 1994 Präsident Südafrikas wird. All das wurde in dieser Inszenierung von den sieben auch gesanglich überzeugenden Schauspielern eindringlich auf die Bühne gebracht, die Andrey von Schlippe für die schnellen Szenenwechsel raffiniert mit Schiebegittern und Wänden ausstattete.
 
Highlights dieser Aufführung waren nicht nur ein authentischer Ron Williams und die mitreißenden Songs wie "Jabavu sleeps" oder "A message to my people". Unter anderem auch Diana M. Müllers großartige Verzweiflungs-Szene in der Todeszelle und "Winnies Song", die Szenen mit Reverend Tutu und die an Guantanamo erinnernden martialisch auftretenden weißen Gefangenenaufseher machten betroffen.
 
Sonderapplaus hatte sich an diesem Abend Ausnahme-Percussionist Bani Silva Prado an seinen afrikanischen Trommeln verdient. deren Beats unglaublich großartige Akzente setzten. "Wir sind endlich frei!" sang das Ensemble hymnisch beim Finale und das Publikum klatschte im Takt dazu mit. Doch bis die Rassentrennung auf dieser Welt wirklich überwunden sein wird, ist es noch ein langer Weg.
 
Von Roswitha Grosse - Süddeutsche Zeitung, 9.02.2009
 
   
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Mandelas Leben - faszinierende Geschichte
Stationen aus dem Leben des südafrikanischen Bürgerrechtlers als Schauspiel mit Musik

Jubelrufe, stehende Ovationen und einen kräftigen Applaus erhielten am Dienstagabend die Akteure des Musik-Schauspiels "Endlich frei - Die Nelson Mandela Story" der Theatergastspiele Kempf.
 
Die Rahmenhandlung bildete das Verhör von Eugene de Kock (Jörg Reimers), der sich mit dem Geistlichen Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi) über seine mörderischen Gräueltaten zur Zeit der Apartheid in Südafrika unterhält und diesbezüglich verhaftet ist. "Es ging nicht um Pigmente, es ging um Macht", unterstreicht der in Ketten gelegte Häftling. Nahezu chronologisch wurde rückblickend die Geschichte Nelson Mandelas, auch Madiba genannt, erzählt. Ron Williams schlüpfte gekonnt in diese Rolle und vermittelte ein mitreißendes Gefühl der Historie.
 
Es wurde ein Bild gezeichnet vom 1912 gegründeten ANC (African National Congress), dessen Organisation sich als schwarze Widerstandspartei verstand. Das Schauspiel zeichnete ein Bild von den wachsenden Repressalien gegen die schwarze Bevölkerung in Südafrika, der Einrichtung von Homelands (Stammesgebiete der Schwarzen während der Apartheid), die Liebesbeziehung Mandelas zu seiner Frau Winnie (Diana M. Müller), aber auch die Zeit im Gefängnis und die Unterdrückung durch die Buren (europäische, weiße Einwohner Südafrikas). Insbesondere die lange Haftzeit von 27 Jahren des Anti-Apartheid-Kämpfers wurde eindrucksvoll und emotional mitreißend dargestellt.
 
Im Kontrast dazu vermittelte Percussionist Bani Silva Prado mit den passenden Rhythmen auf seinen afrikanischen Instrumenten für das fröhliche, afrikanische Lebensgefühl.
 
Schließlich zeigte das Stück den Weg zur Befreiung und die Kooperation mit der Regierung in Person von Dr. Niels Bernard (Matthias Horbelt). 1993 erhielten Mandela und der damalige Staatspräsident Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis. Von Mai 1994 bis 1999 war Nelson Mandela der erste schwarze Präsident Südafrikas.
 
Das Stück versuchte, nicht nur einen groben Blick auf die Geschichte zu werfen, sondern auch hinter die Kulissen zu schauen. Die Gefühle, die die Individuen beider Seiten zur Zeit der Apartheid entwickelten, wurden beleuchtet. Auf der einen Seite gab es den konsequenten Widerstand. "Gewalt ist eine Waffe, die die Apartheid vernichten kann", betonte Mandela in den 60er Jahren, auf der andere Seite wurde die Brutalität der Polizisten, aber auch das verständnisvolle Handeln der Gefängniswärter gegenüber Mandela interpretiert.
 
Gezeigt wurde auch, wie sich Winnie durch die Haft und die Folter veränderte, von einem lebensbejahenden, kämpferischen Mädchen zu einer älteren, abgestumpften und fast gleichgültigen Frau, die nur im direkten Gespräch mit ihrem Ehemann Funken der Rebellion versprüht. Doch das Stück endete versöhnlich mit dem gemeinsam gesungenen Titel "Endlich frei", zu dem die mehr als 500 Zuschauer kraftvoll mitklatschten.
 
Von Michael Duensing - Die Harke, 29.01.2009
 
   
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Gewalt ist eine Waffe
Stehende Ovationen für Ron Williams im Theater

Ein theatralisches Bio-Pic mit Musikeinlagen von Swing bis Klassik: Der Sänger, Moderator und Schauspieler Ron Williams verkörperte im biografischen Schauspiel "Die Nelson-Mandela-Story" den schwarzen Rechtsanwalt und späteren Nobelpreisträger, der wegen seines Kampfes gegen die Apartheid fast 28 Jahre im Gefängnis saß. Gerold Theobalt hat aus der Lebensgeschichte des berühmten Politikers ein packendes und vielfältiges Bühnenstück zusammengestellt.
 
Ein Bretterverschlag mit verschiebbaren Wänden, mehrere Gitterelemente, die sich zusammenschieben und verstellen lassen, einige kniehohe hölzerne Fetische, ein paar leere Äste, hinter denen afrikanische Trommeln aufgestellt sind: Aus dieser einfachen Szenerie lassen sich die verschiedensten Schauplätze einrichten. Eine Disco im legendären Sophiatown Mitte der 1950er-Jahre beispielsweise, wo sich der Xhosa-Häuptlingssohn und Rechtsanwalt Nelson Mandela (Ron Williams) und die hübsche Sozialarbeiterin Winnie Madikizela (Diana M. Müller) erstmals begegnen und verlieben. Mandela, den alle Madiba nennen, ist bereits verheiratet und Vater, doch die Ehe wird bald geschieden; seine religiöse erste Frau leidet unter dem politischen Engagement ihres Mannes. Winnie und Madiba heiraten im Sommer 1958, im August wird der junge politische Führer erstmals wegen Hochverrats vor ein weißes Gericht gestellt.
 
Anhörung mit Bischof Tutu
 
Der Medien- und Theaterwissenschaftler Gerold Theobalt erzählt in seiner "Nelson-Mandela-Story" die Lebensgeschichte des Politkämpfers chronologisch. Er umgibt und durchzieht aber die wichtigsten Ereignisse im Leben des berühmten Südafrikaners mit einer ebenso packenden Anhörung des weißen Mörders Eugene de Kock (Jörg Reimers), der als grausamer Polizei-Colonel Anführer einer Sondereinheit war und in den Townships der schwarzen Bevölkerung jahrelang im Namen des Apartheid-Regimes Tod und Terror verbreitete. Das öffentliche Geständnis der Schreckenstaten soll bei den Opfern Vergebung erwirken - so die gute und letztlich vielleicht doch etwas allzu naive Absicht des quirligen Friedensnobelpreisträgers Bischof Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi), der die Verhandlungen führt. Die dramaturgisch geschickt gemachte Verknüpfung zweier Handlungsstränge erlaubt es dem erfahrenen Theaterautor Theobalt, 40 Jahre südafrikanische Zeitgeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln darzustellen und Mandelas Leben gewissermaßen in Rückblenden zu erzählen. Glaubhaft gelingt es ihm auch, die Wandlung Winnies von der verzweifelt liebenden Frau über die gedemütigte, gefolterte Inhaftierte zur hasserfüllten Rächerin zu schildern. Sie bleibt nur noch tagsüber, der Macht zuliebe, an der Seite des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas. Nelson Mandela erträgt diese schwierige Beziehung mit der heiter-ironischen Gelassenheit, die er sich in fast drei Jahrzehnten schwerster Haft angewöhnt hat.
 
Klug inszeniert, gut gespielt
 
"Die Nelson-Mandela-Story. Endlich frei" wurde erst vor zwei Wochen in Iserlohn uraufgeführt. Der ursprünglich aus den USA stammende, seit längerem in Europa wirkende Regisseur Barry L. Goldman hat die anspruchsvolle Biografie-Collage temporeich und eindrücklich inszeniert. Klugerweise setzt er bei dieser faktenreichen Darstellung eines ungewöhnlichen Politikerlebens nicht auf hohles Pathos oder gar billige Sentimentalitäten. Schnörkellos, oft sogar ironisch oder spöttisch lässt er die Figuren gegeneina, immer auf kritische Umsetzung des historischen Geschehens bedacht. Außerdem greift er zu einem überzeugenden Theatertrick: Zusätzlich zu den Bandaufnahmen musiziert der brasilianische Perkussionist Ban Silva Prado in afrikanischem Kostüm live auf der Bühne. Mit gewaltigen Trommelschlägen unterstützt der junge Musiker den schwierigen Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit. Neben einer historischen Aufnahme einer klassischen Bellini-Arie, gesungen von Maria Callas, erklingen aber auch Swing-Titel und Spiritual-ähnliche, neu komponierte Songs (Theatermusik: Wolfgang Schmidtke), live interpretiert von Ron Williams und Nik Felice. Außer den Darstellern des Ehepaars Mandela müssen alle Mitwirkenden mehrere Rollen übernehmen - die bereits Genannten sowie Gabriele Welker und Matthias Horbelt schlüpfen behände von einem Charakter in einen anderen. Und nicht selten übernehmen sie auch die Funktionen eines Backgroundchores. Alles Aufgaben, die das Ensemble mit Bravour bewältigt. Das Publikum folgte aufmerksam der Handlung des tiefgründigen und anspruchsvollen Zeitstückes und belohnte die brillanten Akteure mit langem Schlussapplaus.
 
Von Peter Kaufmann - Oltner Tagblatt, 6.02.2009
 
   
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Schauspiel über Mandela blendet kritische Aspekte nicht aus
Ensemble um Hauptakteur Ron Williams spielt vor ausverkauftem Haus
 
Die Lebensgeschichte Nelson Mandelas ist als Bühnenstück ein voller Erfolg gewesen.

Delmenhorst. Mit einem markerschütterndem Trommelschlag eröffnet Percussionist Bani Silva Prado "Endlich frei - Die Nelson-Mandela-Story", die an der Biographie der lebenden Legende exemplarisch den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit und gegen Apartheid in Südafrika eindrucksvoll deutlich macht. Nach der begeisterten Reaktion des Publikums mit langanhaltendem Applaus, Fußgetrampel und sogar stehenden Ovationen nach mehr als zwei Stunden geballter Schauspielfaszination könnte es sich sogar um den Theater-Höhepunkt der Saison im Kleinen Haus handeln. Nachdem das kongenial besetzte Ensemble erst vor wenigen Tagen die Uraufführung des Stückes von Gerold Theobalt in Iserlohn hatte, erzählten die Schauspieler am Mittwoch in Delmenhorst vor ausverkauftem Haus die Geschichte des Freiheitskämpfers.
 
Die musikalischen Elemente in der Inszenierung von Barry Goldman bringen nicht nur stimmungsvolle Momente, sondern geben mit an Spirituals angelehnten Kompositionen (Wolfgang Schmidtke und Ron Williams) auch Einblick in das Seelenleben.
 
Neben Williams ragten Ronald Mkwanazi in der Rolle des Priesters Tutu, der auf moralische Überlegenheit setzt ("Politik macht man mit dem Hirn, nicht mir dem Arsch.") und Diana M. Müller als erst fröhliche und später seelisch verhärmte Ehefrau heraus.
 
Von Julia Brünner - Delmenhorster Kreisblatt, 30.01.09
 
   
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27 Jahre eingesperrt
Wegen der Wahl Obamas zum US-Präsidenten war der Mandela-Stoff, aufgeführt im Stadttheater, besonders aktuell.

EMMERICH. In einer beeindruckenden Inszenierung erzählten die "Theatergastspiele Kempf" unter dem Titel "Die Nelson Mandela Story - Endlich frei" das Leben eines charismatischen Mannes - Nelson Mandela!

Die Besucher verfolgten mit Spannung und Anteilnahme das Schicksal dieses politischen Führers, der mit großen persönlichen Opfern sein Ziel, die Abschaffung der Apartheid in Südafrika, erreichte.
 
Langer Traum der schwarzen Bevölkerung
 
Als Mandela am 27. April 1994 bei den ersten freien Wahlen als Schwarzer zum Präsidenten der Republik Südafrika gewählt wurde, ging ein langer Traum der schwarzen Bevölkerung in Erfüllung. Ein Vergleich mit Obama in den USA drängte sich förmlich auf. Mandela sagte in seiner ersten Ansprache: "Wir feiern heute die neu gewonnene Freiheit. Dies ist nun die Zeit, die alten Wunden zu heilen. Wir sind endlich frei!" Regisseur Barry L.Goldman gelang es, das menschliche Empfinden des schwarzen Führers und der Menschen um ihn in oft dramatischen Szenen darzustellen - dabei aber die politische Qualität nicht aus den Augen zu verlieren. Die Stationen des Lebensweges von Mandela wurden gut akzentuiert dem Publikum gezeigt: Zunächst erlebte man Ron Williams als Mandela in der Rolle des fanatischen Freiheitskämpfers, dann als Liebhaber, im nächsten Abschnitt als Häftling, der 27 Jahre lang nur die Wände seiner Zelle sah, und schließlich als starken politischen Führer.
 
Authentischer Ron Williams
 
Ron Williams demonstrierte hier, - wie schon als Martin Luther King - wie authentisch er die Person eines großen Idols der schwarzen Bevölkerung zu verkörpern vermag. Diana M. Müller spielte die kämpferische Ehefrau Winnie sehr überzeugend und temperamentvoll. Ihre starken Gefühlsausbrüche im Gefängnis bewiesen eine große schauspielerische Qualität. Auch andere Rollen waren gut besetzt. Sehr nuancenreich z.B. Jörg Reimers als Eugene de Kock, der vor Gericht als Massenmörder stand. Er gab zwar seine Schuld zu, klagte aber auch den Widerstandskämpfer an, der eine Bombe in einer Kirche gezündet hatte und dabei viele Zivilisten tötete. Ronald Mkwanazi in der Rolle des Bischofs Desmond Tutu stellte glaubhaft den Friedensnobelpreisträger im Kampf um die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung dar.
 
Nicht zu vergessen Percussionist Bani Silva Prado, der mit großer Perfektion zu den Aussagen auf der Bühne die passenden Rhythmen auf unterschiedlich gestimmten Trommeln spielte.
 
WAZ, 30.01.2009
 
   
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Zuschauerreaktion
Dankesschreiben nach der Premiere an Patrica Benthien - Stellvertretende Institutsleiterin des Parktheaters Iserlohn

Hallo Patricia,
 
muss Dir einfach (m)ein feedback zu der Generalprobe Endlich frei - Die Nelson Mandela Story zukommen lassen. Das Stück hat mir sehr gut gefallen. Es ist sehr beeindruckend und gleichzeitig auch bedrückend.
 
Mich hat vor allem die Geschichte der Winnie Mandela, der Frau von Nelson Mandela, schockiert, bewegt und betroffen zurückgelassen. Wahnsinn, was auch diese, seine, Frau jahrelang, jahrzehntelang aushalten musste. Und ihre schier unglaubliche Verwandlung von der netten, freien, lieben, offenen, freundlichen, lachenden, immer fröhlichen, unbeschwerten, intelligenten und politischen jungen Frau zur verbitterten, energisch gegen alle Weißen kämpfenden, hasserfüllten Frau war sehr beeindruckt, und zwar so sehr, dass ich ehrlich um ihr Leben und ihr Lieben geweint habe. Was für ein Schicksal - was für ein Leben.
Zuweilen unvorstellbar ......
 
Klar, Ron Williams war auch super als Nelson Mandela. Sehr beeindruckend. Und nach der Generalprobe locker und sympathisch: Zweifelsohne ein Sympathieträger durch und durch, ohne Berührungsängste oder (Star- )Allüren.
 
Der Schauspieler, der den "Bischof Tutu" gespielt war einfach nur genial. 100%- ig Bischof Tutu, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Dieser gleiche gerechte, gütige Gesichtsausdruck. Ein Mann, dem auch nichts geschenkt wurde, der aber nie seinen Glauben verloren hat. Ein aufrechter Kämpfer im Namen Jesu. Ganz authentisch.
 
Die Geschichte Mandelas kennt jeder, die Geschichte seiner Frau auch. Mir war bekannt, dass vor einigen Jahren gegen sie wegen Folterns und/oder Mord bzw. Totschlag ermittelt wurde. Damals (emp)fand ich die Frau als sehr kalt. Heute verstehe ich, was hinter dieser grausamen Verbitterung, diesem Hass steckt. Gut, verstehen ist zuviel gesagt, aber nachvollziehen kann ich ihr Handeln, zumindest versuche ich es.
 
Ja, da können einem schon mal die Tränen kommen, denn ihr Leben/ihre Geschichte war teilweise zum Weinen. Was Menschen sich gegenseitig antun!!! *unglaublich - unmenschlich*. Das wurde sehr deutlich in der Passage mit dem weißen Hauptangeklagte in Handschellen und Gefängnisoverall, Bischof Tutu und einem ANC-Mitglied, das bei einem Anschlag beteiligt war, bei dem viele Weiße, viele Unschuldige, umgekommen waren. Opfer auf beiden Seiten für einen Krieg, den ohnehin niemand wollte. Verdrängung und Schuldzuweisungen auf beiden Seiten. Irgendwie ist das Thema immer noch und leider immer wieder hochaktuell und brisant... Wer sind die Leidtragenden: Frauen und Kinder.
 
Ich fand das Stück mit einem Wort: Beeindruckend und mit noch einem Wort: G- E- N- I- A- L!!!!!
Klasse auch der "Trommler" ... den kann ich nicht beschreiben, denn hat seine Sache wirklich unbeschreiblich gemacht. SUPER!
 
Euch allen eine gute Woche. Macht's alle gut. Bis dann.
 
Bettina
 
   
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"Nelson Mandela Story"
erlebte grandiose Uraufführung

Zeitstück über die (Un-)Freiheit und die Menschlichkeit

Die sonst eher zurückhaltenden Sauerländer sprangen auf und applaudierten minutenlang für die grandiose Gesamtleistung der Akteure um Ron Williams und die tiefgründige "Nelson Mandela Story. Endlich frei".
 
Autor Gerold Theobalt und Regisseur Barry L. Goldman waren zu Recht glücklich über die wunderbare Uraufführung dieses Schauspiels mit Musik, das jetzt auf Tournee durch rund 80 Städte im deutschsprachigen Raum geht.
 
Mit einer starken Präsenz und einer einfühlsamen Verwandlungsfähigkeit hauchte Ron Williams der südafrikanischen Kultfigur Nelson Mandela in seinen bekanntesten Stationen packendes Leben ein. Erst spielte er den glühenden Freiheitskämpfer, dann den verliebten und an der Seite seiner späteren Frau Winnie unbeholfen wirkenden Liebhaber, um dann in die Rolle des Häftlings zu schlüpfen, dem man die 27 (!) Jahre Haft schon an seinen eingerostet wirkenden Bewegungen ansieht. Zum Schluss verkörpert er den charismatischen politischen Führer und Hoffnungsträger neben seiner großartigen Frau Winnie. Diese Rolle der leidenschaftlichen Kämpferin schien Diana M. Müller auf den Leib geschnitten zu sein, besonders stark ihre Gefühlsausbrüche im Gefängnis. Glaubwürdig auch der Blick hinter die Fassade ihrer brüchig gewordenen Beziehung, den sie den Zuschauern ermöglicht. Dickes Kompliment zudem an den Verwandlungskünstler Jörg Reimers, der die unterschiedlichen Charaktere von Eugene de Kock, F. W. de Klerk, eines Polizisten, eines Richters und eines Weißen nuanciert auslotete.
 
Trotz der Polarisierung der Personen durch ihre Zugehörigkeit zu den Freiheitskämpfern auf der einen Seite und den Vertretern des Apartheitsregimes auf der anderen vermeidet Autor Gerold Theobalt platte Schwarz-Weiß-Malereien oder die plakative Einteilung in Gute und Böse. Wie bei seinem Erfolgsstück über Martin Luther King verzichtet er auf ideologische Scheuklappen und konzentriert sich auf die Menschlichkeit. Das wird besonders deutlich an der Figur des Eugene de Kock, dessen Psychologie des Massenmörders eine besondere Wendung bekommt, als er den Widerstandskämpfer zur Rede stellt, der einen Sprengsatz in einer Kirche zündete, wodurch viele Zivilisten ums Leben kamen.
 
Von Cornelia Merkel - WAZ, 25.01.2009
 
   
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